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Totales Schallspiel

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DAS HÖRSPIEL. Von Friedrich Knilli. Urban-Bücher. Die wissenschaftlichen T-schenbuchreihe, Band 58. W.-Kohlhammer-Verlag, Stuttgart. 139 Seiten. Preis 3.60 DM.

Wenn jemand wenig oder nichts vom Hörspiel weiß und nun das Bedürfnis hat, sich informieren zu wollen, und wenn ihm dabei das Büchlein von Kniiii in die Hände gerät, dann möge dieser Wissensdurstige nur die Seiten 45 bis 71 lesen, denn hier erfährt er alles Wissenswerte über die technische Seite der Hörspielproduktion. Der Rest des Buches ist von geringem Wert.

Schon in den Abschnitten „Die Eigenwelt des Hörspiels“ ist Kniiii weitgehend das Opfer seiner Theorie vom „totalen Schallspiel“, so daß man dem gewöhnlichen Leser nicht das kritische Unterscheidungsvermögen zumuten darf, das hier erfordert wird. Das gleiche gilt von der kurzen Geschichte des Hörspiels, die den ersten Abschnitt des Büchleins bildet. Hier tritt noch etwas Zweites auf, das dann immer wiederkehrt: die dauernde Unterschiebung, als läge den jetzt tätigen Hörspielautoren und -regisseuren die Grundvorstellung der Bühne des Theaters quasi im Blute und als könnten sie sich alle von dieser Grundvorstellu machen. Das sind doch wirklich „alte Geigen“! Man bringt nämlich schon den Hörern des Theaterwissenschaftlichen Instituts der Universität als erstes bei, wie groß die Divergenz zwischen „Bühnendenken“ und „Hörspieldenken“ notwendigerweise sein müsse.

Was nun die Abschnitte „Die Außenwelt des Hörspiels und ihre Dramaturgie“

und „Hörer im Hörspiel“ anlangt, so ei gerne zugegeben, daß man immer wieder Ansatzpunkte zu entdecken glaubt, die nützlich und wichtig wären, aber leider bleibt dann die statistische Fundamentie-rung problematisch und vor allem schiebt sich immer wieder das A und O Kniiiis, sein totales Schallspiel, dazwischen. Selten wurde etwas so Unklares wie das „totale Schallspiel“ mit soviel Beharrlichkeit vorgetragen. Heinz Schwitzke, eine der bedeutendsten Hörspielautoritäten in Deutschland, schreibt darüber: „Ein Sektierer polemisiert darin gegen alles, was in 3 8 Rundfunkjahren als Hörspiel bezeichnet wurde, und kann, genau genommen, nicht ein einziges Beispiel, nicht einen einzigen Zeugen nennen für das, was er will.“ Und er fügt noch hinzu: „Was dem Hörspiel not tut, sind aber nicht Ideologien, sondern ernste Arbeit an menschlicher Sprache und menschlicher Ausdrucksfähigkeit ... Nur für die Versuche von der Sprache her ist das Hörspiel zuständig.“

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