6871439-1978_25_12.jpg
Digital In Arbeit

Überleben im TV-Schatten

Werbung
Werbung
Werbung

Wieder einmal fanden sich Autoren, Rundfunkredakteure, Regisseure und andere an Fragen des Hörspiels Interessierte im „Internationalen Hörspielzentrum“ in der Mühle von Jan Rys zu Unterrabnitz im Burgenland ein, um sich mit künstlerischen und technischen Fragen des zeitgenössischen Hörspiels zu befassen.

Die besonders starke Beteiligung an der Tagung, die im vergangenen Jahr wegen baulicher Veränderungen in der Mühle ausfallen mußte, sprach für das große Interesse an der Arbeit des Hörspielzentrums, das zum bedeutendsten Treffpunkt für Hörspielautoren und Vertreter der Rundfunkanstalten in Westeuropa geworden ist.

„Das Hörspiel ist des Rundfunks liebstes Kind“, hieß es früher einmal. Die Zeiten haben sich geändert. Seit der allgemeinen Verbreitung des Fernsehens befindet sich das Hörspiel, die einzige echte Kunstform, die das neue Medium Rundfunk erfand, auf dem Rückzug. In dem Maße, in dem die Menschen der Attraktivität des Heimkinos Fernsehen verfielen, schien sich die Zahl der Hörspiel-Hörer zu verringern. Die Rundfunkanstalten reagierten darauf mit Beschneidung des Hörspieletats und Verkürzung der Sendezeiten. Seit die Quantität der statistisch erwiesenen Hörerbeteiligung grundsätzlich für wichtiger gehalten wird als die Qualität der den Hörern zugemuteten Programme, geriet das Hörspiel gänzlich ins Hintertreffen, wurde zu einer Programmgattung, der vielfach nur noch Alibi-Funktion zukommt. 1

Die noch vor wenigen Jahren immer wieder ausgesprochene Sorge, das Hörspiel könne eines Tages ganz verschwinden, scheint indessen heute nicht mehr berechtigt. Es hat seine Position behauptet, und es gibt Anzeichen dafür, daß seine Bedeutung auch von den verantwortlichen Programmgestaltern wieder anerkannt wird. Das Hörspiel lebt.

Autoren und Hörspielleiter aus sie-

ben Ländern hatten Gelegenheit, sich über die Vielfalt der künstlerischen Möglichkeiten des Hörspiels zu informieren, einander persönlich kennenzulernen, sich über künstlerische, produktionstechnische und organisatorische Probleme zu verständigen und in der kritischen Auseinandersetzung mit den vorgeführten Produktionen und neuen Texten voneinander zu lernen. Dabei haben die Berichte und Arbeitsproben der in Unterrabnitz vertretenen nicht-deutschsprachigen Rundfunkanstalten, vor allem Magyar Radio Budapest, Radio-Televisüa Za-greb/Ljubljana und der Israelische Rundfunk, zu einer umfassenderen Kenntnis der internationalen Hör-spielszene wesentlich beigetragen.

Es wurden insgesamt 29 Produktionen (und acht neue Hörspieltexte in Lesungen) vorgestellt, die Themen Originaltonmontage, Originaltextmontage, Dokumentardrama, Lyrisches Hörspiel, Kinderhörspiel, Kurz-und Mini-Hörspiel wurden an Hand der vorgestellten Beispiele diesmal besonders eingehend diskutiert.

Das Treffen, dem der Besuch des Bundespräsidenten, des Bundesministers für Unterricht und Kunst, des Landeshauptmannes und des Landesrates für Kultur in den Augen der Bevölkerung von Unterrabnitz in diesem Jahr besonderen Glanz verlieh, wurde traditionsgemäß mit der Vorführung des mit dem Kriegsblindenpreis des letzten Jahres ausgezeichneten Stük-kes „Vor dem Ersticken ein Schrei“ von Christoph Buggert (produziert vom Westdeutschen Rundfunk) eröffnet. Zwei vom österreichischen Rundfunk erstmals zur Verfügung gestellte Preise wurden vergeben an Gerd-Peter Eigner für das von ihm gelesene neue Stück „Abel und Luise“ und an Peter Steinbach für sein „Hörspiel für deutsche und türkische Kinder“: „Nür-Uls traurige Reise ins große Fabrikland“, vorgestellt in einer Produktion des Südwestfunks in Baden-Baden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung