Ratlos und (selbst)kritisch

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Ratlosigkeit und (Selbst-)Kritik: Zwischen diesen beiden Polen schwingt rund um den Irak-Krieg die Befindlichkeit der Medien hin und her: Noch nie gab es so viele Live-Bilder aus den umkämpften Städten: Jeder TV-Sender hat seinen Korrespondenten/seine Korrespondentin, der/ die - mit einem Satelliten-TV-Übertragungsköfferchen ausgerüstet - im Khaki-Kostüm, frisch und fit oder übernächtig und unrasiert das Neueste aus dem Irak direkt vor die auf der Wohnzimmercouch lümmelnden Zuseher übertragen. Dann noch die Reporter-Haudegen, die mit den kämpfenden US- oder UK-Truppen auf Panzern gen Saddams Bastionen zu sehen sind.

Was an den Berichten stimmt, was sich in der Gesamtschau bloß als winziger Bruchteil der Wahrheit erweist, was Propaganda ist: Die Couch-Potatoes zu Hause können dies kaum herausfinden.

Insbesondere die Großmächte im Nachrichtengeschäft gerieren sich völlig anders als im Golfkrieg anno 1991: CNN, das durch diesen Krieg groß wurde und als beinahe einzige TV-Station in Bagdad ausharrte ist voll auf US-Linie. Die anderen Networks stehen um nichts nach: Als vor wenigen Tagen der legendäre CNN-Veteran Peter Arnett, der diesmal für NBC on air war, dem irakischen Staats-TV ein Interview gab, war er auch schon gefeuert. Und Fox News, Rupert Murdochs amerikanischer Nachrichtenkanal, hat jetzt sogar einen Werbespot laufen, indem es NBC wegen Arnett indirekt Landesverrat vorwirft.

Patriotismus ist in, Pressefreiheit ist out: Gerade in den USA tun sich viele schwer, Informationen etwa über Kriegsgegner oder über Proteste gegen die BushPolitik von den Medien im Land zu beziehen. Man müsse schon, so hören wir, auf die Homepage europäischer Zeitungen zugreifen, dort erfahre man wesentlich mehr über kritische Stimmen als in den USA selbst. Internet sei Dank: Einmal mehr erweist sich das Web als Stachel wider mediale Gleichschaltung. Otto Friedrich

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