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Die seidene Leiter

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Es ist zweifellos gewagt, eine Rossini-Oper mit jungen Kräften gleich in zwei Premieren mit verschiedenen Besetzungen herauszubringen. Die Wiener Kammeroper hat es im Schönbrunner Schloßtheater gewagt und — fast gewonnen. „Die seidene Leiter“, ein musikalisch anspruchsvoller Zweiakter von Gioacchino Rossini, in der deutschen Textfassung von Alexander Giese, bringt in das übliche Handlungsschema . der Buffa eine neue Note: trotz — oder wegen — heimlicher Ehe muß der Gatte über eine seidene Leiter und einen Balkon ins Gemach der Gattin

schleichen. Daß am Ende alle über diese Leiter daherkommen, ist ein guter Gag vor dem fröhlichen Happy-End.

In beiden Besetzungen gab es Höhepunkte, zunächst in der kleinsten Rolle der Zofe Tognetta: war die kleine Japanerin Akiko Katsumoto sofort Mittelpunkt' des Interesses (und des Erfolges), konnte Heidemarie Bernsteiner mit gleichem Beifall bestehen. Günter Hohmeier als heimlicher Ehemann spielte als einziger in beiden Besetzungen (in der zweiten als Einspringer für Fernando

Serann). Im Gesamteindruck, nicht zuletzt wegen der wesentlich deutlicheren Textaussprache, möchte man der zweiten Besetzung den Vorzug geben. Helge Brunner war als Vormund weniger Bramarbas als Klaus Gerboth, Apostolos Stefanu als Freier Blansac von natürlicherer Komik als Reinhold Moser. Ebenso wirkten in den beiden Frauenrollen Elizette Bayan und Kerstin Berg-gren stimmlich und darstellerisch gewandter als Csilla Zentai und Sylvia Linden.

Der Regie (Harry Glöckner) hätte man trotz der geringen Bewegungs-

freiheit auf der winzigen Bühne mehr und komischere Einfälle gewünscht. Schließlich soll man bei einer komischen Oper auch lachen können. Das Bühnenbild von Wilhelm P. Kornt-ner versuchte mit Geschick, den Raum größer erscheinen zu lassen. Die Kostüme von Lucia Listopad waren hübsch, aber für die Damen ungünstig. Die musikalische Leitung hatte Hans Gabor und im Orchester des österreichischen Rundfunks ein der diffizilen Partitur in allen Facetten gewachsenes Instrument.

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