Salzburger Bühnen

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The party is over: Franz Mayrhofer über drei Inszenierungen im September.

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The party is over: Franz Mayrhofer über drei Inszenierungen im September.

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Als eine „Mischung aus Tourismusschnulze, politischer Komödie und erotischer Revue“ wurde Paul Abrahams „Die Blume von Hawaii“ beschrieben. Das Landestheater Salzburg hat sich nun zur Spielzeiteröffnung im Großen Haus dieser Operette angenommen, den dritten Akt in der chinesischen Bar, der ehedem alles löste, zur Feier einer Filmpreis­Verleihung umgeschrieben. Politisch eindeutig positioniert. 90 Jahre nach der Entstehung des Werks gegen Kolonialismus kommen Bilder aus den USA von weißer Gewalt gegen Schwarze: „Black Lives Matter“.

Regisseur Marco Dott hat behutsam und entschieden die Thematik ins Heute gezogen: emanzipierte Damen, aus Jim Boy wird Will Roy; jener spielte in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts eine bedeutsame Rolle, dieser urgiert heute noch seine Menschenwürde. Dass es lustig hergeht in einer Operette, ist selbstverständlich, Chor und Ballett des Landestheaters sind munter und präsent. Das Mozarteumorchester unter Gabriel Venzago kooperiert mit den Sängerinnen und Sängern manches Mal gar nicht, es bleibt auch stimmlich einiges zu wünschen übrig in diesem „Paradies am Meeresstrand“.

Franz Supper verleiht dem Prinzen Taro Kontur und Würde, Samuel Pantcheff ist der überzeugende Kaluna, Marco Dott selbst gibt souverän den Gouverneur Harrison und Alexander Hüttner seinen Assistenten Buffy. Bei den Damen sieht und hört man Laura Incko als Hollywood­Star Suzanne Provence (ident mit Prinzession Laya) und die bejubelte Sophie Mefan als Bessie. Der „Niggersong“ Will Roys bietet in der Interpretation von Andreas Wolfram ein berührendes Element der Inszenierung.

Das Ende der Amüsiergesellschaft

War die Zeit des Jazz, den Abraham in seine Operette eingeführt hatte, Anfang der 30er Jahre vorbei, ausgelöscht vom Nationalsozialismus, und damit auch die der Partys, so zeigte „Der Große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald am Schauspielhaus Salzburg ebenfalls ein Ende, jenes der Amüsiergesellschaft, wie Regisseurin Irmgard Lübke meint. The parties are over. Rudolf Frey hat die Bühnenfassung für das Schauspielhaus erstellt und Vincent Menaritsch ein Irgend etwas von Bau und Verhau als Spielort hingestellt, was diese Fassung betont: die Zeit nach dem Fest. Bülent Özdil gibt den Gatsby, Simon Jaritz­Rudle den Kumpel Carraway.

Und nochmals ist eine Party over: Das Festessen, nachdem er einen großen Auftrag an Land gezogen hat, wird dem Architekten Arnold zum Albtraum. Gattin Kathrin braucht eine neue Niere. Die Frage ist, ob Arnold ihr eine spendet. Seine Verrenkungen trägt das Stück in der Inszenierung von Jérôme Junod weiter, bis es in die Dimension des Seitensprungs kippt. „Die Niere“ von Stefan Vögel sieht ein glänzend gelauntes Ensemble (Susanne Wende, Antony Connor, Olaf Salzer) mit einer furios intriganten Ulrike Arp als Apothekerin. Auch hier: The party is over.


Die Blume von Hawaii, Salzburger Landestheater, 26., 29. September
Der Große Gatsby, Schauspielhaus Salzburg, 25., 26., 27. September
Die Niere, Schauspielhaus Salzburg, 24., 28., 29. September

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