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123 Helfer für die Dritte Welt

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Konkrete Entwicklungshilfe, leisten in Österreich vor allem zwei kirchliche Institutionen: Der Österreichische Entwicklungsdienst (OED) und das Institut für internationale Zusammenarbeit (HZ) sehen in ihrer Hilfe keine „Einbahnstraße", sondern einen lebendigen Austausch an Erfahrungen zwischen den Kulturen.

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Konkrete Entwicklungshilfe, leisten in Österreich vor allem zwei kirchliche Institutionen: Der Österreichische Entwicklungsdienst (OED) und das Institut für internationale Zusammenarbeit (HZ) sehen in ihrer Hilfe keine „Einbahnstraße", sondern einen lebendigen Austausch an Erfahrungen zwischen den Kulturen.

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Daß auch heute noch der Großteil österreichischer Entwicklungshilfe über die katholische Kirche abläuft, ist nicht nur durch den christlichen Glauben motiviert. Die Kirchen haben durch ihre zahlreichen Missionsstellen noch immer die beste Infrastruktur in den Ländern der Dritten Welt, die Entwicklungshilfemaßnahmen effektiver gestalten läßt.

Der österreichische Entwicklungsdienst, der 1968 als Nachfolgeorganisation des seit 1961 bestehenden „Landjugendwerks für Entwicklungshilfe" gegründet wurde, ist die in Österreich weitaus größte Organisation, die Entwicklungshelfer entsendet.

Allein 1983 schickte der OED 123 Entwicklungshelfer in insgesamt

13 Länder in Afrika, Lateinamerika und dem Fernen Osten, wofür er 34 Millionen Schilling - 70 Prozent stammen von der Republik Österreich, 30 Prozent aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden — aufwendete. Das Jahr 1983 war überhaupt ein Erfolgsjahr für den OED, freut sich ÖED-Geschäfts-führer Hans Bürstmayr: „1983 waren ÖED-Entwicklungshelfer insgesamt 1682 Monate im Einsatz. Das ist die Einsatzhöchstleistung aller 23 ÖED-Jahre."

Vor allem eine neue Organisationsform hat sich bewährt. Der OED hat drei Länder - Nikaragua, Zimbabwe und Papua Neuguinea — mit dem Gros seiner Entwicklungshelfer und zusätzlich mit je einem Koordinator beschickt (siehe Kästen unten).

Diese drei Einsatzschwerpunkte haben trotz unterschiedlicher

Geschichte eines gemeinsam: „Es sind junge Demokratien", betont der OED, „die nach langer Zeit des Kolonialismus und der Unselbständigkeit eine eigene Entwicklung begonnen haben." Die Wahl dieser drei Länder war also nicht willkürlich: Papua Neuguinea ist für den OED ein gewachsenes Einsatzland, das er schon seit 1962 betreut.

Vor allem aber Nikaragua war ein bewußt gewählter Schwerpunkt", bezeugt Bürstmayr: „1980, als wir die Arbeit begonnen haben, war Nikaragua ein ausgeblutetes Land, das einen langen Bürgerkrieg und 40 Jahre Somoza-Diktatur hinter sich hatte. Wir wollten dem Land einfach helfen."

Ähnlich verhält es sich mit Zimbabwe. Nach Übernahme der Regierung durch Robert Mugabe hat der OED 1981/82 erste Projekte gestartet: „Wie in Nikaragua war dort der Bedarf an Fachkräften unwahrscheinlich groß, da viele Weiße abgewandert waren", sagt Bürstmayr.

Die ÖED-Einsatzpolitik geht in der Projektauswahl von einem Modell der Vorrang- und Ausschlußkriterien aus. Vorrangig sind Maßnahmen, die innerhalb

eines größeren Entwicklungszusammenhanges stehen, und wo ein hoher Grad der Mitwirkung der Bevölkerung gegeben ist.

Ausgeschlossen wird die Mitarbeit in Ländern, die nicht offiziell als Entwicklungsländer anerkannt sind, und in Gebieten, in denen das Leben der Entwicklungshelfer von akuten Kriegsereignissen gefährdet ist.

Der typische Entwicklungshelfer ist heute kein Jugendlicher mehr; das Durchschnittsalter bei Einsatzbeginn liegt bei 27 Jahren. Der Schwerpunkt liegt beim OED in der mittleren Berufsebene, etwa bei Handwerkern und Lehrern, die schon mehrere Jahre Berufserfahrung vorweisen können.

„Die Motivationen unserer Entwicklungshelfer sind vielfältig", meint Hans Bürstmayr. Ein Schuß Abenteuerlust ist immer dabei, auch der Wunsch, einmal unter anderen, neuen Bedingungen zu arbeiten, neue Menschen und Kulturen kennenzulernen. Doch vor allem ist es eine christlich-humanistische Grundhaltung, die die. Entwicklungshelfer in die Dritte Welt zieht, um dort im Sozialbereich, in der einschlägigen Berufsausbildung oder im Gesundheitsdienst zu arbeiten.

Die Nachfrage nach Helfern ist immer größer als das Angebot. Von über 2500 Interessierten hatten sich 1983 etwa 200 beworben, ein Viertel davon machte schließlich den ÖED-eigenen Vorbereitungskurs in Baden bei Wien drei Monate lang mit. Vorrangig in der Ausbildung ist das Erlernen der Fremdsprachen, theoretische Projektplanungen und Grund-.

sätzliches in Sachen Entwicklungspolitik.

Geboten werden neben der gründlichen Vorbereitung auf den Einsatz ein Dreijahresvertrag mit Anstellung in Österreich. Neben der Vergütung aller Aufwendungen im Einsatzland liegen nach drei Jahren etwa 200.000 Schilling auf einem Sparkonto.

Doch auch nach der Rückkehr in die Heimat ist der Einsatz noch nicht vollständig beendet. In Rückkehrerseminaren wird nicht nur der Einsatz bilanziert, sondern auch die geänderte persönliche Situation des Entwicklungshelfers geklärt und zum Mittun in der entwicklungspolitischen Öffentlichkeitsarbeit aufgefordert.

Die zweite, weit kleinere Entwicklungshelfer-Entsenderorganisation ist das Institut für internationale Zusammenarbeit (HZ), das zwar nicht bei Projekten, aber in den Einsatzländern selbst eine rege Kooperation mit dem OED unterhält.

Derzeit hat das HZ 19 Länder mit 87 Entwicklungshelfern beschickt, die allerdings zum Unterschied vom OED zu 60 Prozent Akademiker sind, deren Schwerpunkt die „Entwicklung des ländlichen Raums" darstellt.

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