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Angst und Resignation?

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Die Grundlinie seines neuesten Buches, „Wir alle sind Seelsorgerinnen", skizziert Franz Schmatz, Direktor des Religionspädagogischen Instituts der Diözese St. Pölten, auf Seite 12 dieser FURCHE. Schmatz wird seit Monaten von großteils anonymen Drohbriefen und -anrufen heimgesucht. „Fügen Sie sich dem Bischof, sonst machen wir Sie mit Monsignore Knittel und Bischof Dr. Krenn fertig!" wurde dem habilitierten Theologen mitgeteilt.

Krenns theologischer Berater (offiziell noch kein Monsignore) Reinhard Knittel, der nach eigenen Worten dem „Engelwerk" viel verdankt, hat indessen mit einem „Sanktionen" gegen „progressive" Theologen fordernden Artikel in der rechtskatholischen Postille „Die weiße Rose" für Aufsehen gesorgt. Schmatz berichtete der FURCHE, er habe mit Bezug auf diesen Text Bischof Kurt Krenn in einem Ge-* sprach, dessen „Art, Inhalt und Atmosphäre" ihn „zutiefst betroffen" hätten, gebeten, „nicht nur zu den vermeintlich .liberalen' Theologen und Seelsorger(inne)n eine Abgrenzung vorzunehmen, sondern auch auf die andere Seite zu, von der meiner Meinung nach das II. Vatikanische Konzil in seinen Erneuerungsvorhaben sehr in Frage gestellt und oft eine Sprache verwendet wird, die auf mich zutiefst verletzend und verwundend wirkt". Vergebens. Der Bischof schien ihm, so Schmatz, auch eine „ehrliche Mitteilung" darüber, daß es in der Diözese unter Religionslehrern Angst und Resignation gebe, „sehr übel zu nehmen".

Schmatz tritt dafür ein, inner-kirchliche Differenzen sachlich auszutragen. Im September 1991 wurde der erfahrene Krankenseelsorger, Diakon und Familienvater Schmatz, der mutig sein Kirchenbild vertritt, obwohl er beruflich ganz von der Kirchenleitung abhängt, wegen seiner Arbeit vom damaligen Bischof Franz Zak noch ausdrücklich gelobt. Nun gab ihm Bischof Krenn mahnend - Schmatz lehnt Krenns Ministrantinnenverbot ab - zu verstehen, daß Kirchengesetze einzuhalten seien. Schmatz habe „gehorsam zu sein und die Wahrheit anzuerkennen".

Bischof Krenn hat jüngst der bisher in Österreich nur in der Erzdiözese Salzburg seßhaften St. Petrus-Bruderschaft, die sich der romtreuen Traditionalisten annimmt und mit römischer Erlaubnis den alten, bis zum II. Vatikanischen Konzil üblichen, Meßritus pflegt, auch in seiner Diözese eine Niederlassung erlaubt: in der Kartause Gaming, wo am 29. März der erste Gottesdienst im alten Ritus gefeiert wird.

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