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Aufgaben, Schwerpunkte und Zielsetzungen der PSK

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Anläßlich des hundertjährigen Bestehens der österreichischen Postsparkasse nahm Gouverneur Dkfm. Kurt Nößlinger zu einigen aktuellen Fragen Stellung.

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Anläßlich des hundertjährigen Bestehens der österreichischen Postsparkasse nahm Gouverneur Dkfm. Kurt Nößlinger zu einigen aktuellen Fragen Stellung.

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Welche Aufgaben hat die Österreichische Postsparkasse?

Sie hat schon von ihrem Gründungsgedanken her zwei Aufgaben. Die eine ist eine Erweiterung des Spargedankens, deshalb wurden ja 1883 die rund 4000 Postämter im damaligen Reichsgebiet zur Sammlung der Spareinlagen herangezogen, wobei der Staat die Haftung für die Einlagen übernommen hat. Der zweite Gedanke war die Veranlagung dieser Gelder in Staatspapieren, heute würde man sagen, die Finanzierung des Bundeshaushaltes.

Und heute?

Im großen und ganzen ist die Aufgabe der Postsparkasse unverändert erhalten geblieben. Auch heute ist auf der Einlagenseite Schwerpunkt der Tätigkeit die Einlagenakquisition über die 2300 Postämter bei einem großen Bevöikerungskreis. Die Postsparkasse verwaltet rund zwei Millionen Sparkonten. Auf der Aktivseite liegt der Schwerpunkt der Veranlagung weiterhin auf der Finanzierung von Gebietskörperschaften, natürlich an erster Stelle der Republik Österreich, weiters bei Kreditnehmern, die eine Bundes- oder Landeshaftung haben. Der Gesetzgeber setzt eine große Liquiditätshaltung bei der Postsparkasse voraus. Wir dürfen derzeit nur 60 Prozent unserer Mittel langfristig veranlagen, daher nimmt die Postspar

kasse eine zentrale Stellung am österreichischen Geldmarkt ein, wir verleihen einen nicht unerheblichen Teil unserer Kreditmittel an andere Kreditunternehmungen in Österreich.

Wie flexibel ist die Postsparkasse, wie gestaltet sich ihre Konkurrenzsituation?

Beim Selbständigwerden im Jahr 1970 aufgrund des Postsparkassengesetzes 1969 waren unsere Marktanteile bei allen Einlagenkategorien rückläufig, weil das damalige Postsparkassenamt eine eher passive Markthaltung eingenommen hatte, die Produkte wurden nicht aktiv an- geboten, der Verkaufsstab, sprich die Postbediensteten, wurde keiner echten Produkt- oder Verkaufsschulung unterzogen. Der neue Vorstand mußte die Voraussetzungen für eine echte Wettbewerbsbereitschaft erst schaffen, indem die Produktpalette an jene der übrigen Kreditunternehmen angepaßt wurde - es gab ja keine anonymen Sparformen, kein Prämiensparen usw. Darüber mußten die eigenen wie auch die Mitarbeiter in den Postämtern geschult werden. Das hat alles seine Zeit gedauert, unsere Marktanteile am Spareinlagensektor waren bis Mitte der siebziger Jahre weiter rückläufig. Seit 1975 gelingt es uns, jährlich ein bis zwei Zehntelprozent Marktanteil zurückzugewinnen.

Welchen Marktanteil halten Sie für erreichbar?

Wir liegen derzeit bei vier Prozent und es wäre uns schon geholfen, wenn wir jenen Marktanteil zurückgewännen, den wir Anfang der sechzi

ger Jahre noch hatten, nämlich 7,5 Prozent.

Sehen Sie dies als realistisches Ziel?

Das ist eine Zielvorgabe an mich und meine Mitarbeiter, die wir unbedingt erreichen wollen. Allerdings wahrscheinlich in einem etwas längeren Zeitraum als jenem, in dem wir diesen Marktanteil verloren haben.

Wie läßt sich die Geschäftspolitik der Postsparkasse beschreiben?

Wir fühlen uns immer unserem größten Kunden zugehörig und sind auch durch das Gesetz verhalten, bei allen Geschäften auf die Kredit- und Währungspolitik der Bundesregierung und Nationalbank Bedacht zu nehmen. Unsere Kundenbeziehung zum Staat hat eine hundertjährige Tradition, wir sind das Zahlungsverkehrsinstitut, dessen sich die Republik Österreich bedient und haben einen erklecklichen Anteil an der Inlandsfinanzierung der Republik Österreich, derzeit je nach Forderungskategorie zwischen 15 und 25 Prozent. Insgesamt wickelt die Postsparkasse mehr als zehn Prozent der Inlandsfinanzierung der Republik Österreich ab.

Wie gestaltet sich bei dieser Aufgabenstellung der Spielraum für die Tätigkeiten, wieviel ist vorgegeben?

Vorgegeben sind sicher die Anteile an der Bundesfinanzierung, die wir jedes Jahr mit den Mitarbeitern des Finanzministers absprechen. Wir sind durch das Postsparkassengesetz 1969 zur Mitwirkung an der Verwaltung der Staatsschulden verhalten. Darüber hinaus sind wir flexibel auf der Passivseite. Seit 1981 haben wir auch das Emissionsrecht. Wir sind flexibel in der sonstigen Kreditgewährung und Anleihenfinanzierung.

Welches Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit strebt die Postsparkasse an?

Das eines Instituts, das unprätentiös insbesondere den Sparer anspricht, der nicht unbedingt der Millioneneinleger ist, aber doch eine gesicherte Existenz hat und lieber zum Postamt geht als zur Bank.

Man hört von der zweiten Postsparkassengesetznovelle. Was bahnt sich da an?

Die Novelle, die wahrscheinlich dieses Jahr in Kraft tritt, bringt gesetzliche Klarstellungen über Geschäfte, die von der Postsparkasse seit Jahren durchgeführt werden, im Gesetz aber nicht eindeutig definiert waren. Der Geschäftsbereich der Postämter ändert sich in keiner Weise. Diese Bestimmungen betreffen eigentlich nur die Zentrale.

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