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Briefwechsel mit Klaus Küng

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Exzellenz! Sehr geehrter Herr Bischof!

Ich entnehme der heutigen Nummer des JStandard“, mit Bezug auf eine APA-Meldung, daß Sie in einem Pressegespräch erklärt hätten, Sie lehnten die FURCHE derzeit ab, weil sie zu progressiv sei.

Ich bin überzeugt, daß eine 15- Zeilen-Meldung über eine vermutlich mehrstündige Diskussion deren Inhalt nur ungenügend wiedergeben kann. Ich wäre Ihnen, Exzellenz, daher für eine Präzisierung Ihrer Ausführungen, die ich als Vorwurf empfinde, dankbar.

Die FURCHE bemüht sich seit ihrer Gründung und besonders seit ihrer Umstrukturierung vor zwölf Jahren, im Sinn des Konzils zu arbeiten und der innerkirchlichen Diskussion breiten Raum einzuräumen. Die Einteilung in „konservativ“ und „progressiv“ lehne ich als Herausgeber ebenso ab wie Sie, Exzellenz, es in der Fernsehsendung „Orientierung“ getan haben. Ich habe Ihre dortigen Ausführungen sehr positiv empfunden. Umsomehr mußte mich die Meldung im JStandard“ wundem. Ich wäre Ihnen für eine rasche Antwort dankbar, weil wir sie bald in der FURCHE veröffentlichen wollen.

Ich darf Ihnen für Ihre neue Funktion Gottes Segen wünschen und bleibe mit freundlichen Grüßen

FELIX GAMILLSCHEG

Sehr geehrter Herr Professor

Gamillscheg!

Herzlichen Dank für Ihren Brief vom 27.1.1989. Es tut mir leid, daß durch die APA die Meldung, ich hätte die FURCHE als zu progressiv abgelehnt, verbreitet wurde. In der Tat halte ich — wie mehrfach betont — die Einteilung in „konserva tiv“ und „progressiv“ für unangebracht. Ich glaube auch nicht, daß ich diese Ausdrücke verwendet habe.

In dem von der APA genannten Gespräch im Presseclub habe ich allerdings zu verstehen gegeben, daß ich in letzter Zeit mit der Linie der FURCHE nicht ganz einverstanden war: seit längerem schmerzen mich die wiederholten negativen Kommentare bezüglich ,JIuma- nae vitae“ und die in den letzten Monaten gehäuften, manchmal ziemlich scharfen kritischen Äußerungen gegen den Papst.

Gerne bin ich bereit, alles zu tun, was die Einheit fördert, und zu vermeiden, was andere verletzen könnte. Ich bin Ihnen für diesbezügliche Hinweise aufrichtig dankbar und bitte Sie um Verzeihung, falls ich Ihnen mit meiner Äußerung zu nahe getreten bin. Freilich bitte ich auch Sie um eine entsprechende Bemühung in dieser Richtung.

Mit freundlichen Grüßen Ihr

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