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Mit dem Weinskandal sollten wir langsam klarkommen: Im Rückblick schrumpfen Österreichs Missetaten. Korruptions fälle mit rot-weißrotem Mascherl sind im Ausland weitgehend verblaßt: Zu sehr kann internationale Konkurrenz sich sehen lassen.

Nur in puncto Vergangenheitsbewältigung liegt noch ein Schuttberg vor der Au-stria-Tür, der nicht so leicht und nicht so schnell abzutragen ist. Eine Hypothek, mit der es zu leben, die es aber auch aktiv zu bekämpfen gilt.

Auch viele jener, die Kurt Waldheim weder für einen Ex-Nazi noch gar für einen Kriegsverbrecher halten, sind als Apologeten des österreichischen Bundespräsidenten noch lange nicht gewonnen.

Das ist jedenfalls der Eindruck, mit dem man von eingehenden Gesprächen mit US-amerikanischen und kanadischen Journalisten, geführt an der Ost- wie an der Westküste und auch im provinziellen Mittelwesten, heim nach Österreich kehrt.

Die Imagekorrektur wird weder mit Inseratenkampagnen noch mit P.R.-Gags, auch nicht mit noch so langen Diskussionen oder Ministerreden zu erreichen sein. Geduld, Augenmaß, vor allem die unpretentiöse Tat werden vonnöten sein: das interessierte Gespräch mit jüdischen Mitbürgern, gemeinsame Aktionen für Frieden und Toleranz — alles, was Österreichs Juden selbst zu Tatzeugen für ihre Heimat macht. Man glaubt gar nicht, wie viele ausländische Beobachter auf eben dieses Zeugnis warten.

Natürlich kann und muß auch Österreichs Außenpolitik das Ihre zur Rückgewinnung von Glaubwürdigkeit beitragen. Ein A lois Mock als Waldheim-Erfinder tut sich damit — Selbsttäuschung hilft da wenig — schwerer als vor kurzem noch der SPÖ-Mann Jankowitsch.

Mock ist sicher fähig, dieses Problem zu meistern. Er weiß wohl, daß die Feuertaufe schon begonnen hat. Ein falscher Ton, ein unbedachtes Wort können weitere Brücken stürzen lassen.

Vor allem müssen unsere Taten Grundsätze erkennen lassen: keine Anbiederung an Terroristen und notorische Menschenrechtsverletzer, Feinfühligkeit in der Behandlung der Nahostproblematik, Selbstbewußtsein ohne Überheblichkeit, Solidarität mit den Schwachen der Erde.

Österreichs Außenpolitik ist seit Wiedererlangung der Souveränität kaum je so delikat gewesen wie heute. Und kaum je so wichtig. Mit dem Vorsatz, möglichst wenig in der Welt herumzufahren, wird ein Minister diese schwere Aufgabe nicht bewältigen können.

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