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Der Nachfolger

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.Jeder der beiden Kandidaten sieht besser als Reagan aus“, schrieb dieser Tage der Doyen des politischen Journalismus in den USA, James Reston, und meinte die Aussage durchaus politisch. Können auch Nichtamerika-ner sich über einen Präsidenten Dukakis oder Bush schon heute freuen?

Tatsache ist, daß die zu Ende gehende Ära Reagan zwei große Erfolge zu buchen hat: das erste Raketenabrüstung sabkommen mit der Sowjetunion sowie die Wirtschafts- und im besonderen die Steuerreform.

Zur Umkehr in der Weltrüstungspolitik hat freilich auch KPdSU-Kapitän Gorbatschow sein Teil beigetragen. Und das Abkommen wäre wohl auch ohne das Reagan-Monstrum der Weltraumrüstung zustandegekommen: weil es umfassender Interessenlage entspricht. Aber keiner hätte es Senat und Volk so gut wie Reagan verkaufen können.

Dem „großen Kommunikator“ wird dieser Erfolg nicht zu nehmen sein. In der Wirtschaftspolitik steht auf der Sollseite freilich das irrwitzige Budgetdefizit, das die gesamte Weltwirtschaft belastet. Jetzt ist noch ein protektionistisches Handelsgesetz dazugekommen. Der Gesamtbeifall der Freunde der USA darf sich in Grenzen halten.

Die möglichen Nachfolger entlocken uns noch viel weniger Händeklatschen: Sollen wir uns auf den außenpolitisch unerfahrenen Michael Dukakis freuen? Oder auf den grauen, steifen George Bush? Die Wahlstrategen, die bereits ihre großen De-molier-Bulldozer aufgefahren haben, werden das ihre dazu tun, sie uns weiter zu verleiden.

Trotzdem sollte man nicht vergessen, warum James Reston jeden der beiden für besser als den jetzigen A mts-inhaber hält: Beide sind harte Arbeiter. Beide lesen sogar Bücher. Sie sind keine Ideologen, aber sie achten Intelligenz und heuern Leute mit solcher an.

Beide sind keine großen Redner, aber auch keine großen Angeber und keine großen Vereinfacher. Rambo ist nicht ihr Idol, und der Fern-seh-Teleprompter nicht ihre Hirnprothese.

Wenn Dukakis Jesse Jackson und Vizepräsidentschaftsanwärter Lloyd Bent-sen ausbalancieren kann, sollte ihm das vielleicht auch mit dem Budget gelingen. George Bush ist ein Gentleman der alten Schule — soll das die Alte Welt vergrämen?

Harry Truman, der Kra-wattenhändlersohn aus Missouri, sagte vor 40 Jahren „Betet für mich“, stellte ein Superkabinett zusammen und ging in die Geschichte ein. Das wäre ein wiederho-lenswertes Ereignis.

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