7130294-1997_22_09.jpg
Digital In Arbeit

Absehbare Umbrüche

Werbung
Werbung
Werbung

Umbrüche in der Seelsorge sind absehbar.” So lese ich in einer kirchlichen Monatszeitung unter Hinweis auf die Tatsache, daß sich in Österreich die Zahl der Kandidaten für den priesterlichen Dienst innerhalb von zehn Jahren beinahe halbiert hat (1986: 398; 1996: 209).

Ja, Umbrüche sind tatsächlich absehbar; die Entwicklung auf dem Personalsektor der katholischen Kirche zeigt seit mehr als einem Jahrzehnt eine kontinuierliche Bichtung. Mit der Feststellung dieser Entwicklung, auch mit Löcherstopfen von außen wird man dieser Situation aber ebensowenig gerecht wie allein mit der Aufforderung zum Gebet, der Herr möge mehr Arbeiter (und vielleicht doch auch Arbeiterinnen) in seinen Weinberg senden.

Ausschließlich mit Beten kann man Probleme nicht lösen. Was passiert denn zusätzlich? Wo wird ernsthaft nachgedacht, wie das sein könnte, wenn Dienste in der Kirche nicht an die heutigen Zulassungskriterien des Geschlechts und des Lebensstandes geknüpft sein werden? Daß es so sein könnte, ist nicht nur in der

Theologie inzwischen eine Binsenweisheit geworden, auch zahlreiche Bischöfe vertreten diese Auffassung.

Aber wann geht es denn ans Handeln, an diözesanübergreifende, gemeinsam koordinierte konkrete und auf die Seelsorge abgestimmte Vorbereitungen, Vorüberlegungen, Detailstudien und Umsetzungsmodelle? Nicht nur die Statistiken, auch die Zeichen der Zeit drängen. Umbrüche in der Seelsorge sind nicht nur absehbar, sie tun auch dringend not. Da geht es nicht mehr um ein bißchen mehr Zulassung zur Weihe. Warum wird nicht einmal gründlich über die möglichen Ausfaltungen des Dienstes (sprich: des „Amtes”) in der Kirche nachgedacht. Wir brauchen auch Frauen und Männer, die in anderen Seelsorgebereichen mit der verbindlichen, sakramentalen Sendung der Kirche ihren Dienst wahrnehmen können. Beden, Klagen, Warten auf Morgen ist zu spät. Im Juni werden wieder Priester geweiht, einige wenige. Und dann? - Alles beim Alten?

Umbrüche können uns auch überrollen. Jene, die wir mitbestimmen, sind mir lieber. Augen auf!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung