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Ein lang geplantes Projekt wurde verwirklicht: die „Deutsche Grammophon“ hat ihren Einstieg in die italienische Opernproduktion geschafft. Verdis „Macbeth“, produziert anläßlich der Eröffnungspremiere der Mailänder Scala 1975, liegt als erste große Verdi-Aufnahme vor. Bestechend der Glanz der Namen: Claudio Abbado am Pult, Shirley Verrett als Lady Macbeth, Piero Cappuccilli in der Titelpartie, Nicolai Ghiaurov als Banco, Placido Domingo als Macduff... In der Erinnerung fehlt nur die knisternde Atmosphäre, die Eigenart dieser kunstvoll stilisierten Gior-gio-Strehler-Inszenierung an der Scala, mit Luciano Damianis unvergleichlich kostbaren, kupfergolden schimmernden Bühnenbildern.

Trotz allem Glanz, aller Gloria fehlt mir aber etwas doch. Die Aufnahme neigt nämlich zur stellenweise störenden „Uberzeichnung“. Dreht man die Wiedergabe' nur etwas lauter, merkt man auch schon, wie unvorteilhaft diese Einspielung für die großer Sänger ist. Jede kleinste Stimmschwankung, jede geringfügige Brüchigkeit des Materials, jedes Auslassen des Timbres, ja, jeder Registerwechsel werden schonungslos wiedergegeben. Alles Sängerprobleme, die der Zuhörer in einem Opernhaus kaum aufnehmen kann, weil die räumliche Distanz sinnvoll filtert. Die Verrett etwa muß da geradezu ins Mikrophon gebissen haben... Und das ist doch schade. Denn einen Opernfreund interessiert's ja nicht sonderlich, das Ohr quasi am Mund des Sängers zu haben und jeden Atemzug bis in den Magen mitverfolgen zu können. Der Gesamteindruck einer Stimme entscheidet. Sollte entscheiden. Aber gerade der ist hier stellenweise gestört.

Das schmälert allerdings nicht die fulminante Musikalität, mit der Abbado „Macbetto“ zu einem beklemmenden Musikdrama formt, mit der er im Scala-Orchester die Stimmung anheizt und die Sänger (vor allem den unvergleichlichen Ghiaurov) mitreißt.

GIUSEPPE VERDI: Macbeth; mit ^■Shirley Verrett, Piero Cappuccilli, Placido Domingo, Nicolai Ghiaurov u. a.; Chor und Orchester der Mailänder Scala; Dirigent: Claudio Abbado; DGG 2740 158; 3 LPs.

Ein Tip für „Tosca“-Freunde: Mstislaw Rostropowitsch hat mit seiner Gattin Galina Wischnewskaja, der Ex-Primadonna des „Bol-schoi“, eine Gesamteinspielung der Puccini-Oper vorgelegt Tosca -exaltiert,hochdramatisch,

manchmal auch gekünstelt. Dennoch in der Titelpartie wie aus einem Guß. Und sehr leidenschaftlich musiziert; richtiger: sehr russisch. Bald verzärtelt, bald mit geballter Faust Aber immer interessant

GIACOMO PUCCINI: Tosca; mit Galina Wischnewskaja, Franco Bo-nisolli, Matteo Manuguerra; Or-chestre National de France; Leitung: Mstislav Rostropowitsch; DDG 2740 161.

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