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Doderer- Spaziergänge

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Der von der Niederösterreich-Gesellschaft für Kunst und Kultur veranstaltete Doderer-Ge-denktag am 3. September war ein gelungener Versuch, der Bedeutung des großen Romanciers gerecht zu werden.

Nach einem literarischen Mor-genspaziergang zu den einstigen Wohnstätten des Dichters und zu den Schauplätzen seiner Protagonisten am Aisergrund unter der sachkundigen Führung von Elisabeth Katö hielt Wendelin Schmidt-Dengler in Doderers Stammcafe ,Jirioni“ einen Festvortrag über die „Urbanität und Rustikalifät bei Heimito von Doderer“. Am Beispiel der Romane ,JDie Strudelhofstiege“ und ,JDie Dämonen“ erklärte er die für den Dichter typische lokalbedingte Entstehung der Texte, wobei Doderers eigenwillige Betrachtungsweise des nach wie vor diskutierten Spannungsfeldes Stadt—Land besonders deutlich wurde.

Doderer entdämonisierte nicht nur das von vielen Autoren als Schreckensvision empfundene Großstadtbild, er räumte auch mit dem Klischee der Landidylle auf und setzte damit neue Impulse zur Behandlung zeitgeschichtlicher Fragestellungen. Bei der Präsentation des Bandes ,JHVD“ mit den neuesten Ergebnissen der Doderer-Forschung erbat Wendelin Schmidt-Dengler von der Niederösterreich-Gese llschaft die finanzielle Unterstützung einer längst fälligen Edition der Doderer-Tagebücher als wichtigen kulturhistorischen Beitrag. Am Nachmittag wurden der Do-derer'sche .Jiieglhof“ in Prein an der Rax sowie eine Doderer-Aus-stellung des Fotografen Franz Hubmann im „Thalhof“ in Reichenau besucht. Der eindrucksvolle Lokalaugenschein klang mit einer Doderer-Lesung durch Helmut Janatsch stimmungsvoll aus.

Das große Interesse an dieser Veranstaltung läßt auf weitere Doderer-Tage, etwa unter Einbeziehung von Zeitzeugen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis des Dichters, hoffen.

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