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Wie war Doderer ?

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Das große Werk von Heimito von Doderer steht im Mittelpunkt einer mustergültigen Ausstellung und wurde zugleich anläßlich eines internationalen Symposions von vielen Seiten analysiert und beleuchtet.

Zum 90. Geburts- und 20. Todestag Doderers überrascht eine sehr präzise Ausstellung unter dem Titel „Doderers Döblinger Jahre“ im Heimatmuseum Döbling (Villa Wertheimstein, 18., Döblinger Hauptstraße 96).. Hier werden nicht nur die sieben Wohnsitze des „Doktor Döblinger“ in diesem Wiener Bezirk zwischen den Jahren 1928 und 1936 dokumentiert, sondern darüber hinaus noch einfühlsam die Stätten seines ganzen Lebens und viele Urbilder seiner Romane sehr sorgfältig mit Zitaten belegt: eine Präsentation von philologischer Genauigkeit, die vmit vielen kaum bekannten oder vergessenen Einzelheiten überrascht.

Zugleich mit der Eröffnung der Ausstellung veranstaltete die Niederösterreich-Gesellschaft für Kunst und Kultur in der ersten Oktoberwoche ein Doderer-Symposion in Prein an der Rax, wo der Schriftsteller seine Kindheit verlebte.

Germanisten, von den USA bis Polen, stellten seine „Flucht aus der Geschichte“ (und in sie!) vielseitig vor, andererseits untersuchten sie die „kulturphilosophischen Determinanten“ im Werk des gelernten Historikers, der im Jahre 1939 demonstrativ zum Katholizismus konvertierte.

Im Mittelpunkt der Diskussionen standen auch Doderers „Metaphern des Bösen“, wie die Berührungen mit dem Faschismus und dessen sukzessive Uberwindung in seinem Schreiben.

Der frühere Nachlaßverwalter Dietrich Weber berichtete über ein „Autorenbuch zu Heimito von Doderer“, der jetzige, Wendelin Schmidt-Dengler, stellte bisher unbekannte frühe Texte vom „Ende im Anfang“ vor.

In analytischen Diskussionen kamen spezielle Forschungs- und Formprobleme zur Sprache.

Im Rahmen einer umfassenden Studie zeichnete Ernst Bruckmüller das Bürgertypische an dem vom Neckar zugewanderten Maurer- und Steinmetzgroßvater mit Baufach, der zum Militärbaumeister und zum Rektor der Technischen Hochschule vorrückte und in den Ritterstand erhoben wurde. Auch wurde die Arbeit von Doderers Vater dargestellt, der ebenfalls Architekt war, den Titel eines Baurates trug und seinem jüngsten Sohn den späten Start als Autor ermöglichen konnte. Bruckmüllers „sozialkritische Konnotationen“ lieferten den Kontrapunkt zu den Kommentaren der weit über 90jährigen Schwester (und zuzeiten Informantin) des Dichters mit phänomenalem Detailgedächtnis.

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