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Enthüllungen

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Das achte Gebot wurde wie auch andere Gebote in der Vergangenheit privatisiert, auf die persönlichen Beziehungen von Mensch zu Mensch beschränkt. Damit ging eine wichtige Dimension verloren. Die Gebote wollen auch das gesellschaftliche, öffentliche Leben ordnen.

,JDas achte Gebot ernst nehmen heißt für den Gläubigen: sich für eine Justiz-und Strafordnung einsetzen, ,welche die Verpflichtung zur Wahrheitsfindung allen anderen möglichen Interessen überordnet und jede Manipulierung des Rechts... aufzufangen und womöglich auszuschließen versucht'.“ (Adolf Exeler).

Das achte Gebot bezieht sich in seiner gesellschaftlichen Dimension aber nicht nur auf den rein juridischen Bereich. Es umfaßt auch all jene Bereiche, wo öffentlich, sei es in Presse, Hörfunk, Fernsehen oder auf andere Weise, über das Verhalten von Menschen berichtet wird.

Gegen das achte Gebot verfehlt sich, wer Unschuldige anklagt, ihnen den guten Namen raubt, sie verdächtig macht, verleumdet, verurteilt. Solche Dinge zu tun, sind Enthüllung sJournalismus und Medienjustiz ebenso versucht wie politische und wirtschaftliche Propaganda.

,£loßstellende Äußerungen oder gar bewußter Rufmord beeinträchtigen nicht nur die Freiheit des Menschen, sie können seinen ganzen Lebensweg entscheidend verändern. Es ist deshalb angezeigt, das achte Gebot auch auf die Achtung der Medien vor der persönlichen und privaten Sphäre des Menschen zu beziehen. Die Berufung auf Wahrheit gestattet es nicht, das Leben, die Ehre, den Beruf und die Freiheit eines Menschen auch nur irgendwie zu beeinträchtigen, solange dies nicht des Allgemeinwohles willen geboten ist“ (Adolf Exeler).

Wo aber durch das unrechte Verhalten, besonders der Mächtigen und Einflußreichen, das Allgemeinwohl gefährdet ist, verpflichtet sogar das achte Gebot daran mitzuwirken, daß dieses Unrecht nicht vertuscht, verschleiert oder durch Lügenpropaganda auf andere abgewälzt wird.

^Snthüllungssjournalis-mus“ und sonstige Formen des Aufzeigens von Unrecht sind positiv zu bewerten, wenn die Ziele das Verhindern von Unrecht und das Gemeinwohl sind, und nicht die Sensation oder die Vernichtung des politischen Gegners. Die auf diese Weise gegen Unrecht auftreten, stehen in der Tradition der Propheten, brauchen aber auch das Ethos der Propheten und sollen bereit sein, deren Schicksal auf sich zu nehmen.

28. Teil einer Serie über die Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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