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Falscher Mut

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Obwohl die VOEST (nicht die Intertrading!) vor allem an Grundsätzlichem (nämlich dem Hineinregieren in die Betriebe) gescheitert ist (wobei deutliche Spuren nach Mallorca führen), sieht es jetzt so aus, als gelänge es der Regierung, das VOEST-Debakel ausschließlich dem Management anzuhängen. Die Optik — Olgeschäft ä la Dallas — kommt Fred Sino-watz da ungemein zu Hilfe, und würde der gefeuerte In-tertrading-Geschäftsführer Preschern doch noch verhaftet, könnte man das Ganze überhaupt spielend auf die „rein“ kriminelle Ebene schieben.

Ich weiß nicht, ob die Entscheidung, den gesamten VOEST-Vorstand von einer Stunde zur anderen in die Wüste zu schicken, auf begreifliche Panik zurückzuführen ist, oder auch schon dem Kalkül entsprang, damit sei klar gestellt, daß das Management die Schuld an dieser industriellen Katastrophe trägt. Falsch und gefährlich war es jedenfalls, das zeigt sich von Tag zu Tag deutlicher. Eine derart radikale Maßnahme, zu der sich der Eigentümer eines so großen Konzerns normalerweise nur im Falle krimineller Machenschaften entschließt, ist dazu angetan, nicht nur schwebende Geschäfte zu vermasseln, sondern auch die Reputation der VOEST auf Jahre zu erschüttern.

Dazu kommt noch, daß alle Staatshandelsländer größten Wert auf personelle Kontinuität beim Partner legen und prinzipiell nur mit der ersten Garnitur verhandeln. Die Bestellung eines nur provisorischen Dreiervorstandes, von dem zwei Mitglieder schon zu erkennen gegeben haben, daß sie sich nicht um eine definitive Bestellung bemühen werden, und von dessen Chef man auch nicht mit Sicherheit annehmen kann, daß er die Intrigen der nächsten drei Monate überleben wird, ist ja auch nicht dazu angetan, den Geschäftspartnern ein entsprechendes Sicherheitsgefühl zu vermitteln.

Daß angesichts des Desasters auch personelle Konsequenzen, auch im VOEST-Vorstand, gezogen werden mußten, ist klar. Wäre diesem Erfordernis aber nicht auch Genüge geschehen, hätte man bloß die Intertrading-Geschäftsführer, den für die Intertrading unmittelbar zuständigen VOEST-Vorstand und, im Sinne einer Ministerverantwortlichkeit, auch den Generaldirektor beurlaubt? Warum mußten auch jene gehen, die erfolgreich waren, wie etwa der Hüttenchef?

Und wenn schon totale personelle Erneuerung: Hätte man den Rücktritt der restlichen Vorstandsmitglieder nicht auch definitiv, aber für einen späteren Zeitpunkt (zu dem man die gesuchten Spitzenleute gefunden hat) annehmen können?

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