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Saubere Trennung

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Das Stahlwerk der VOEST in Bayou (USA) hat bisher mindestens drei Milliarden Schilling Verlust eingebracht und allein im Vorjahr die Hälfte des Konzernverlustes von zwei Milliarden Schilling verursacht.

24 A bfangjäger, deren militärischer Wert umstritten ist und deren Stationierung zu politischen Spannungen führt, sind der Regierung gut drei Milliarden Schilling wert

Und da will dasselbe Management, dieselbe Regierung den 340 Beschäftigten des VOEST-Drahtwerkes in Ferlach weismachen, daß das Werk geschlossen werden muß, weil laufende Jahresverluste in der Größenordnung von 100 Millionen Schilling untragbar seien?

So verständlich der Unmut der von der Kündigung bedrohten Stahlarbeiter in Fer-lach und ihre Zuflucht zu dieser Argumentationskette sind: Man wird diese drei Dinge (und ähnliche andere auch) im Interesse der Sache fein säuberlich auseinanderhalten müssen. Ob der Landesverteidigungsausschuß die richtige oder die falsche Wahl getroffen hat, soll und darf nicht die Entscheidung über ein bestimmtes Unternehmen beeinflussen.

Und selbst wenn sich Bayou als schwerer Managementfehler herausstellen sollte, kann das nicht heißen, daß man dafür Ferlach quasi als Kompensation weiterführen sollte (weites„darauf jetzt auch nicht mehr ankommt”). Es kann einzig und allein heißen, daß dann eben das Management zur Verantwortung gezogen werden muß.

Klänge es im Zusammenhang mit traurigen menschlichen Schicksalen nicht zynisch, müßte man die Vorgangsweise von VOEST, ÖIAG (Dachgesellschaft der verstaatlichten Industrie) und Regierung geradezu als Lichtblick bezeichnen. Dafür, daß der vor eineinhalb Jahren beschlossene Weg, kommerziell unhaltbare Produktionen aufzugeben und nicht auf Kosten der Steuerzahler durchzufüttern, konsequent beschritten wird.

Die zweite Komponente dieses Weges ist von Verstaatlichten-Management und Regierung freilich noch einzubringen: die unmittelbare soziale Absicherung derer, die in Ferlach ihren Arbeitsplatz verlieren. Und die Schaffung von zukunftsträchtigen Ersatzarbeitsplätzen mit dem Geld, das sich die VOEST durch Wegfall der Subventionen für Ferlach ersparen.

Darauf sollte die aufgebrachte Ferlach-Belegschaft noch warten, ehe sie die angebotenen Ersatzarbeitsplätze in Bruck — die immerhin in gleicher zeitlicher Reichweite liegen wie für die meisten Wiener ihr Arbeitsplatz - zur Strafexpedition hochstilisiert.

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