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Der ORF stand schon lange nicht mehr so wenig zur Diskussion. Seit den Iden des März – exakt ab Freitag, dem 13. – verzeichnet er Marktanteile von fast zwei Dritteln für „Bundesland heute“, mehr als die Hälfte für „Zeit im Bild“ und über 30 Prozent für die ZIB 2. Corona überschattete zwar auch den 60. Geburtstag von Alexander Wrabetz. Doch die Zeichen für seine Kandidatur zur vierten Funktionsperiode als ORF-General standen lange nicht mehr so günstig. Das ist nicht nur ein Abstaubertor nach Krisen-Steilpass, sondern einer anhaltend guten Teamleistung des aktuellen Dienstes von Radio und Fernsehen geschuldet. Je länger das Spiel aber geht und je höher der Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern, desto weniger überzeugt das taktische Konzept. Der von Armin Wolf geprägte Interview-Standard der ZIB 2 ist bei Video-Zuschaltung auch von ihm selbst aus technischen Gründen kaum zu halten. Staatstragenden Flaggenhintergrund für Regierungsauftritte sogar in ORF-Veranstaltungen sollten die Sendungsmacher verbieten. Das gilt für Ministerin Schramböck bei „Im Zentrum“ ebenso wie für Vizekanzler Kogler in der ZIB 2.

Dass die Grünen demokratiekommunikative Anleihen bei der ÖVP nehmen, die sich das in den USA abgeschaut hat, ist ihr Problem. Die so erzielte Obrigkeitswirkung widerspricht einem journalistischen Grundprinzip, das in öffentlich-rechtlichen Medien geradezu Gesetz ist: Augenhöhe. Wenn am gleichen Abend Sebastian Kurz sogar im Echt-Kontakt ohne Nachhaken für eine ZIB spezial befragt wird, wirkt das eher nach einer Audienz statt wie ein Interview. Der Grat zwischen „Public Value“ und Staatsfunk ist in der Krise besonders schmal. Für seine Bewältigung ist Quotenjubel eine gute Aufstiegshilfe. Gegen die Absturzgefahr hilft nur eine Qualitätsdiskussion.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.

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