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Grazer Architekturschule

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Eine nobel ausgestattete Broschüre, die Rechenschaft über die geleistete Arbeit an der aufblühenden Grazer Architekturschule gibt. Pläne, Skizzen und Übersichtszeichnungen begabter Schüler deuten den Komplex der Bauaufgaben an, mit denen sie sich vertraut zu machen haben — er schließt die einfache und gutgeformte Holzfällerhütte ebenso ein wie einen Alpengasthof, eine Weinbauernschule, ein Stadtgeschäftshaus, eine Altstadtassanierung oder einen Flughafen.

Es ist aus den Abbildungen dieser Broschüre — wohl der ersten ihrer Art in Österreich — ersichtlich, daß den Schülern keine Schematismen oder Baudoktrinen aufgehalst werden; es scheint in Graz tatsächlich mehr darauf Gewicht gelegt zu werden, die Schüler zur Entfaltung ihrer individuellen Begabung zu bringen, als ihrer Arbeit den Stempel einer Schule aufzudrücken. So machen ihre Entwürfe stets den Eindruck des Freizügigen und Selbstverständlichen.

Freilich, wenn man mit Arbeiten und imaginären Projekten junger heranwachsender Architekten zu tun hat, so ergibt sich unweigerlich die bange Fiage: Und was werden sie später machen? Die österreichischen Architektenschulen — und in den Schulen der ange wandten Kunst ist es nicht anders — entlassen alljährlich Dutzende von gut ausgebildeten und mit allem technischen Rüstzeug wohlversehenen Begabungen. Aber was wird aus ihnen? Sie geraten in einen nervenzermürbenden Kleinkrieg der Indolenz für künstlerische Fragen, die — ein Paradoxon sondergleichen — bei uns fast so groß ist wie der immer wieder neu in diesen ästhetischen Guerillakrieg eintretende künstlerische oder kunsthandwerkliche Nachwuchs, um den man uns außerhalb unserer Grenzen mehr beneidet, al6 man meinen möchte. Und die wenigsten von ihnen sind dem auf die Dauer gewachsen; die anderen, die dem drohenden Wunsch nach Konzessionen an eigenes Wissen und Gewissen wider Willen nachgeben, vergeuden ihr Pfund, mit dem zu wuchern man ihnen — bei Gefahr des Hungertodes — unmöglich macht...

Hier helfen nur Kritik, Warnung, Aufklärung — und der Hinweis auf den schauderhaften Verschleiß, der hierzulande mit dem künstlerischen Talent getrieben wird. Die Broschüre, die wir hier besprochen haben, bietet dafür ein wertvolles Hilfsmittel, dem andere und ähnliche hoffentlich folgen werden.

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