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Mit Computern zum Sieg

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DIE SICHERHEIT DES WESTENS, Bedrohung und Abwehr, von Robert McN amara, Verlag Molden, Wien. 199 Seiten, S 108.—.

Die Generäle nannten ihn den „Computer“: Robert McNamara. Verteidigungsminister der USA seit dem Amtsantritt von John Kennedy, ausgeschieden, als Lyndon B. Johnsons Krieg in Vietnam aussichtslos wurde und den Präsidenten zur Resignation zwang. Der aus dem Ford-Konzern zur Leitung des Pentagons berufene Manager krempelte Amerikas behäbige Militärbürokratie um, beseitigte die Rivalität der Truppenteile und führte die Rechenmaschine in der strategischen Planung ein. Um so erstaunlicher sind McNamaras Gedanken zur Sicherheit des Westens, die ihn sogar zur philosophischen Spekulation über Gewalt und Recht verführen. McNamara läßt erkennen, daß er nicht zum Militär gehört. Und daß militärische Gewalt niemals zum Selbstzweck werden darf. Er arbeitet daher ganz besonders die engen Zusammenhänge zwischen Politik und Strategie heraus. Er macht den Bedeutungswandel der Wirtschaft für die militärische Planung deutlich. Und er vermittelt ein anschauliches Bild von der Globali-tät militärischer Planung für die USA und den ganzen „Westen“. Pessimistisch muß McNamaras Nachwort stimmen: Der Unterschied zwischen den reichen und armen Staaten muß fast zwangsläufig zur militärischen Konfliktreife gedeihen, wenn es dem Westen nicht gelingt, einzusehen, daß jeder Dollar für Entwicklungshilfe mehr wert ist als jeder Dollar für Waffen.

Beim Lesen des von Gunther Martin ausgezeichnet ins Deutsche übersetzten Buches freilich bleibt dem Leser der Gedanke haften: dieser Autor hat einen Krieg mit Computern zum Sieg steuern wollen — und mußte erkennen, daß auch im 20. Jahrhundert Ideologie und persönlicher Mut von Soldaten Napalm und Bombenteppiche verpuffen lassen kann. Denn der Vietnamkrieg ist der Krieg McNamaras. Man kann ihm in der Weltbank, wo McNamara seit einem Jahr Präsident ist, mehr Glück wünschen...

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