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Folgt jetzt die Aktion .Sauberer Tisch“?

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Der Krach ums Einmilliardenbudget der Bundestheater weitet sich aus: Was zuerst nach Bundeskanzler Kreiskys massiver Kritik und Unterrichtsminister Sinowatz' dringendem Sparappell noch nach freundlichem Drohen mit dem Zeigefinger aussah, verwandelte sich jetzt in eine Lawine. Pikante Details aus dem noch nicht veröffentlichten Rechnungshofbericht wurden Journalisten zugespielt, und zwar genau die Zahlen und Fakten, die geeignet sind, den Volkszorn zum Brodeln zu bringen. Der Abgang der Lawine folgte prompt. Wien hat seinen Kulturskandal...

Die „heiligen Bundestheaterkühe“ verwandelten sich jetzt vor den Augen der Öffentlichkeit partout in alles verschlingende schwarze Schafe, die dem strapazierten Staatssäckel auch noch das letzte herausreißen und den Steuerzahler pro Tag über zwei Millionen kosten ... Nicht genug, der so ganz und gar nicht diskrete RH-Bericht verriet auch noch einiges aus den Geschäftspraktiken, die wohl jeden mit Ärger erfüllen müssen.

In letzter Minute versuchte daraufhin Minister Sinowatz, ein öffentliches Schlachtspektakel zu verhindern. In einer Aussendung der APA kritisierte er, daß „diese Veröffentlichungen des vertraulichen Einschauberichts zur Diffamierung der Bundestheater, ihrer Mitglieder und Funktionäre“ mißbraucht worden sei und stellte fest, daß „dort, wo berechtigte Kritik des Rechnungshofes Maßnahmen notwendig mache, diese schon geschehen sind oder eingeleitet werden“, und daß außerdem „in den nächsten

Tagen die Direktoren der Bundestheater und das Generalsekretariat über eine neue Dienstinstruktion informiert werden. Diese wird bis zum Beschluß eines Bundestheatergesetzes im Parlanient ihre Gültigkeit haben“. Und schließlich ruft Sinowatz auf, die Diskussion über die Bundestheater in Hinkunft sachlicher zu führen.

Richtig! Sachliche Diskussion, ohne Emotionen und ohne Aufputschung, ist wichtig. Vor allem, um für die Bundestheater endlich die gesetzliche Grundlage zu schaffen; um zu überdenken, wie man den maßlos aufgeblähten Apparat dieser „Hoftheater der linken Republik“ auf ein vernünftiges Maß bringen kann und vor allem, um akute Sparprobleme und künstlerische Notwendigkeiten in Hinkunft auf einen Nenner zu bringen.

Aber daß eine Aktion „sauberer Tisch“ notwendig geworden ist, scheint selbst Minister Sinowatz kaum abzustreiten. Denn er ist nicht der Mann, der in seinem Ressort haarsträubende Millionenverschwendung dulden wird, wie sie zur Zeit offenbar bei den Bundestheatern Mode geworden ist. Daß Kunst und Qualität hier allzuoft Nebensache sind, erleben wir Tag für Tag. Auch daß das Geschäft mit der Kunst bereits in eine reine Kunst des Geschäftemachens abgewandelt wurde, finden wir demnächst Schwarz auf Weiß bilanziert. Es liegt also Minister Sinowatz gewiß am Herzen, daß die Bundestheater aus ihrem Schlamassel finden und ihr Geld endlich wert werden!

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