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Hartes Ringen

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Ein „hartes Ringen“ - so hieß es in Presseberichten — war der Verabschiedung von zwei Konventionen über Frühmeldung und Hilfeleistung bei Reaktorunfällen sowie einer Schlußresolution mit einem Bekenntnis zur Notwendigkeit der friedlichen Nutzung der Kernenergie in nationaler Verantwortlichkeit bei der Sondertagung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in der Wiener Hofburg vorangegangen.

Allseitige Zufriedenheit machte sich nach Abschluß dieser von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland initiierten Konferenz breit. Das Lob des bundesdeutschen Umweltministers Walter Wallmann, die Wiener IAEA-Konferenz habe „öffentliches Bewußtsein gebildet“, hätte auch vom deutschen Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann kommen können; er legte parallel zur Wiener Tagung in Bonn einen Energiebericht vor, in dem die Nutzung der Kernenergie in der Bundesrepublik Deutschland als „notwendig und verantwortbar“ bezeichnet wird.

Kein Wunder also, daß die zu einer Reaktor„un“sicherheits-konf erenz in Wien versammelten Atomgegner von Anti-Atom-International (AAI) von einer bloßen Verteidigung der Atomenergie seitens der Vertreter von 51 Ländern auf der IAEA-Tagüng sprachen. (Siehe dazu auch Seite 4)

Wenn der deutsche Umweltminister Wallmann bei einem Heurigen in Wien am Vorabend der IAEA-Tagung von einem „Beginn“ von Expertengesprächen zum Thema Kernenergie sprach, dann zeigte das wohl eine Tendenz in Richtung verfeinerter Apologie der Kernkraftwerke auf. Die Technokraten sind sich einig über die Notwendigkeit von Kernreaktoren.

Wallmann steht da über alle ideologischen Grenzen hinweg in einer Phalanx mit dem Mitglied der sowjetischen Akademie der Wissenschaften W. A. Legassow, der unlängst die sowjetische Delegation bei der IAEA-Expertenkonferenz in Wien leitete. Bei dieser Konferenz war es um offene Fragen in Zusammenhang mit dem Reaktorunglück in Tschernobyl gegangen. Legassow hat jetzt in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Nowosti den Unfall von Tschernobyl zwar als „großes Unglück für unser Volk“ bezeichnet, gleichzeitig aber vor Übertreibungen — vor allem der Medien — gewarnt.

An die Adresse der Atomgegner gerichtet, meinte Legassow, daß deren Tätigkeit nicht auf gründlicher Analyse eines solchen Unfalls basiere: Es sei „erforderlich, sich über Emotionen und nicht kompetente Meinungen hinwegzusetzen und Spezialisten die Möglichkeit zu bieten, das Ereignis ruhig und objektiv einzuschätzen und ihre Empfehlungen zu beachten“. So bleibt den Menschen in aller Welt nur mehr die Zuschauerrolle, wenn Politiker und Experten über die (Atom-) Zukunft entscheiden.

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