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Hohe Erwartungen

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Nach Abschluß der Neuherausgabe der gesammelten Werke von Joseph Roth ist nun auch ein Band von bisher unveröffentlichten Briefen Roths erschienen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um rein private Briefe Roths, sondern um seine Korrespondenz mit dem Verlag De Gemeen-schap, einem kleinen, katholischen Verlag im holländischen Bildhoven.

Roth war erst zweieinhalb Jahre vor seinem Tod zu diesem Verlag gestoßen. Die beiderseitigen Erwartungen waren hochgesteckt - zu hoch wahrscheinlich. Roth erwartete sich eine Milderung seiner existenzbedrohenden materiellen Sorgen, der kleine Verlag erhoffte sich durch den renommierten Autor einen deutlichen Aufschwung.

Da Roth aber nicht nur seine in Wien in einem Sanatorium untergebrachte Frau unterstützen mußte, sondern auch in Paris gestrandeten Emigranten großzügig mit selbst geschnorrtem Geld unter die Arme griff, war er ständig in finanziellen Schwierigkeiten. Während er noch an einem Buch schrieb, hatte er schon die Vorschüsse für das nächste Jahr verbraucht. Dazu kam, daß Joseph Roth, bedingt durch den Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich, auch seine literarischen Prioritäten abrupt änderte und die bereits ausgedruckte Erstfassung der 1002. Nacht zurückzog, da ihm die Kapuzinergruft plötzlich wichtiger erschien. Wie auch immer: nicht nur für eingefleischte Roth-Leser zu empfehlen.

ABER DAS LEBEN MARSCHIERT WEITER UND NIMMT UNS MIT. Briefwechsel Joseph Roths mit seinem Verlag De Gemeen-schap 1936-1939. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 1991. 330 Seiten, öS 452,40.

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