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Klares Plus

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Die Presse der nordischen Länder ist in den letzten Jahren vom Zeitwngssterben schwer betroffen worden; bezeichnend dafür ist die Situation der schwedischen Arbeiterpartei, die in den zwei größten Städten des Landes nicht einmal mehr eine Morgenzeitung besitzt. Vergleicht man jedoch die jetzige Situation dieser Presse etwa mit jener in Westdeutschland und in Österreich, dann müssen für die nordische Presse einige klare Pluspunkte notiert werden. Es ist nämlich unbestreitbar, daß es infolge einer massiven Hilfsaktion des Staates gelungen ist, die Lage auf dem Zeitungsmarkt zu stabilisieren und weitere aufsehenerregende Zeitungseinstellungen zu verhindern. Interessant ist auch, daß die Vorsorge des Staates sich durchaus nicht auf die unter finanziellen Sorgen leidende Presse der regierenden Arbeiterpartei beschränkte, sondern auch Zeitungen zugute kam, die zu den schärfsten Kritikern der Regie-•rungspolitik gerechnet werden müssen, wie etwa das konservative „Svenska Dagbladet“ und das Hauptorgan der Zenterpartei, „Skänska Dagbladet“ in Malmö.

Nach Überwindung einer Schwächeperiode, während der man den höchstmöglichen Staatsbeitrag erhalten hat, ist das „Svenska Dagbladet“ nun dabei, sein wissenschaftliches und kulturelles Ressort zu verstärken und konnte dadurch eine beachtliche Anzahl neuer Leser gewinnen. Eine Wirtschaftsgruppe hat sich zudem bereit erklärt, dem Blatt durch einige Jahre finanziell unter die Arme zu greifen, so daß nun die Gefahr, daß Stockholm seine zweite große Morgenzeitung verlieren könnte, gebannt erscheint.

Eine andere Methode, dem Zeitungssterben zu begegnen, ist die technische Zusammenarbeit von Tageszeitungen, die verschiedenen politischen Lagern angehören. Das aufsehenerregendste Ereignis auf diesem Gebiet ist die soeben beschlossene Zusammenarbeit des „Aftonbladet“, das den Gewerkschaften gehört, mit den „Dagens Nyheter“ und der Nachmittagszeitung „Espressen“, die beide dem Hause Bonnier gehören. Eine Zusammenarbeit dieser Art wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen, doch nun erscheint sie als ein Weg, um den Kostendruck etwas zu mildem. „Aftonbladet“ wäre gezwungen gewesen, ein neues Zeitungshaus zu bauen, für das man 100 Millionen Sehwedenkronen hätte aufbringen müssen. Alle Gewerkschaften, außer zweien, stimmten der Zusammenarbeit mit dem Bon-nier-Konzern zu. Die „Dagens Nyheter“ erwartet übrigens schon für dieses Jahr einen Reingewinn von 20 Millionen Kronen.

Der Gesamtbetrag der Staatsbeiträge soll von 61,5 Millionen, die im Vorjahr gewährt worden sind, auf 97 Millionen Sehwedenkronen erhöht werden. Der höchste Beitrag an eine einzelne Zeitung steigt von 8 auf 13,5 Millionen Kronen. Dieser Höchstbetrag wurde zwei Zeitungen bewilligt: dem „Svenska Dagbladet“ in Stockholm und dar sozialdemokratischen „Arbete't“ in Malmö.„Svenska Dagbladet“ ist das Zentralorgan der Partei der Konservativen. In der Untersuchung wurde festgestellt, daß es vor allem die sogenannten „Zweitzeitungen“ sind, die finanzielle Zuschüsse brauchen. Eine Erhöhung der vorjährigen Staatshilfe an solche Zeitungen um 50 Prozent erschien deshalb der Expertengruppe nicht als ausreichend, wenn diese Zeitungen wirklich am Leben erhalten werden sollen. Statt zusätzlicher 4 Millionen, wie vorgesehen war, erhielten deshalb die Hauptbedürftigen zusätzliche 5,5 Millionen Kronen bewilligt.

Eine Unterstützung über dem Durchschnitt werden auch jene Zeitungen erhalten, die zwar sechsmal in der Woche erscheinen, wegen ihrer geringen Auflage aber bisher nur die Mindestbeiträge erhalten haben. Zu dieser Gruppe gehören auch die „Gotlands Allehanda“ und die „Norrskensflamman“, die einzige kommunistische Tageszeitung

Schwedens. Der niedrigste Beitrag für Zeitungen, die mindestens zweimal in der Woche erscheinen, wird von 200.000 auf 300.000 Kronen erhöht.

Einer starken Erhöhung des Staatsbeitrages wird sich auch das Zentralorgan der oppositionellen Zenterparbei, das „Skänska Dagbladet“ in Malmö, erfreuen können. Seine Subvention wird von 5,587.000 auf 8,063.000 Kronen erhöht. Auch vier Zeitungen der Arbeiterpartei, jene in Gäfle, Falun, Eskilstuna und Karlstad, werden verhältnismäßig hohe Beträge von je 3,75 Millionen (früher 2,5 Millionen) erhalten.

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