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Kubaner in Nahost?

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Nachdem die Sowjetunion die als erwiesen geltende Rolle des Moskauer Botschafters Alexander Sol-datow als treibende Kraft in dem libanesischen Bürgerkrieg nicht einmal mehr für dementierenswert hielt, kamen jetzt neue besorgniserregende Nachrichten aus den Anrainerstaaten des Roten Meeres und des Persischen Golfes über die Präsenz regulärer kubanischer Soldaten in diesem Gebiet. Diese Soldaten besorgen im Auftrag des Kreml die revolutionäre Infiltration „südlich von Suez“ als Gegenoffensive gegen die Westsohwenkung Ägyptens und- die Abkühlung des Verhältnisses zu Syrien.

Anfang April bereits hatte Persien die diplomatischen Beziehungen zum Kuba Fidel Castros abgebrochen und die Sowjetunion scharf angegriffen, weil sie die linksgerichteten

Bewegungen im Golfgebiet aktiver als bisher unterstütze und zum Umsturz der dortigen politischen Strukturen ermuntere. Ein angesehenes New Yorker Blatt hatte gleichzeitig, gestützt auf amerikanische Geheim-dienstberiohte, von der Anwesenheit kubanischer Elitesoldaten am Roten Meer und am Persischen Golf berichtet. Nun berichteten auch zivile Reisende, die sich vorübergehend in Somalia und im Südjemen aufhielten, erstmals von direkten Begegnungen mit den Kubanern.

Somalia ist seit langem eine waf-fenstarrende sowjetische Militärbasis an einem der neuralgischen Punkte des Welthandels und Weltverkehrs, am Südausgang des Roten Meeres. Dort sind seit längerem etwa zweieinhalbtausend sowjetische Militärberater stationiert, und Moskau unterhält dort Marine- und

Afrika“ gerichtete Unke Untergrundtätigkeit. Bei den Rebellen gegen die Fortdauer der französischen Herrschaft dn Dschibuti sollen, den gleichen Quellen zufolge, in letzter Zeit erstmals auch kubanische Instrukteure aufgetaucht sein.

Ein weiterer Schwerpunkt der kubanischen Einmischung in die Nahostpolitik ist die „Demokratische Volksrepublik Südjemen“. Dort bilden etwa siebzig kubanische Piloten südjeimeni tische Counterparts aus. Stationiert sind sie auf dem ehemals britischen Militärstützpunkt nördlich der Hauptstadt Aden. Die Kubaner verbringen ihre Freizeit in dem ehedem von britischen Kolonialoffizieren und ihren Familien bevorzugten „Crescent-Hotel“ im Herzen der Stadt, das auch als Unterkunft einiger aus Westdeutschland entwichener Anarchisten gilt. Letztere sind in der hinter dem Hauptgebäude des Hotels liegenden Dependance untergebracht.

Die kubanische Anwesenheit beschränkt sich jedoch keineswegs auf den marxistisch regierten Südjemen Mindestens sechsfooiradertfünfzig kubanische Elitesoldaten unterstützen gegenwärtig die „Befreiungsfront“ für die omanische Provinz Dhofar bei ihrer Guerrilla gegen den Sultan in Muskat.' Auch in den Ölscheich-

tümern an der früheren „Piraten-küste“ sowie im Emirat Bachrein will man Hinweise auf die Anwesenheit kubanischer Infdltranten im linksradikaien Untergrund haben. Ziel der neuartigen „stellvertretenden“ Intervention ist nach Ansicht der dortigen Regierungen der Wunsch der Sowjetunion, die Kontrolle über die westliche Rohölver-sorgung an sich zu reißen.

Luftstützpunkte sowie Raketenabschußbasen. Nach den Angaben französischer Geheimdienstkreise in Dschibuti unterstützen die Sowjets unter anderem direkt die gegen die französische Präsenz am „Horn von

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