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Millionenspiele

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„Mehr Kontrolle und umfassendere Angaben über die Geschäftsführung“: Das ist die Hauptforderung, die Salzburgs Subventionsgeber derzeit an die Osterfestspiele Herbert von Karajans stellen. Der Anlaß dafür: Die Subventionsvereinbarungen, die zwischen der Osterfestspiel Ges. m. b. H. und Stadt und Land Salzburg für 1974 bis 1976 getroffen wurden, gehen heuer zu Ende, müssen neu geregelt werden. „Jetzt muß man sich sehr gut überlegen, was man sich leisten kann und was nicht“, charakterisiert Salzburgs Bürgermeister Salfenauer die Lage.

Am Beginn der ersten Osterspiele vor rund zehn Jahren stand zwar Karajans Bestätigung: „Ich brauche keine Subventionen.“ Aber schon in der Bilanz des ersten Jahres zeichneten sich Verluste ab (man sprach von 1,3 Millionen, während der Maestro noch offiziell 50.000 Schilling Gewinn angab). Seither haben Stadt und Land — seit 1974 jeder jährlich — 3,8 Millionen Schilling, bis Ostern 1976 insgesamt 40,9 Millionen zuschießen müssen. Das heißt, Salzburgs Steuerzahler müssen heute bereits 'jede Festspielkarte mit 402,69 Schilling stützen.

Keine Frage: Salzburg steht dem Osterfestival grundsätzlich positiv gegenüber. Man will Karajans Spektakel keinesfalls begraben. Aber eine neue Kostenexplosion will und muß man um jeden Preis verhindern. „Durch Karajans Erkrankung waren die längst notwendigen Verhandlungen unmöglich“, bestätigt etwa Kulturreferent Doktor Kier: „Aber wir müssen möglichst bald wissen, was uns das Festival in den nächsten Jahren kosten wird.“

Daß Stadt und Land aber nun massiv gründlichere Einsicht in die Geschäfte wünschen, liegt an der Konstruktion der Osterfestspiel Ges. m. b. H. Natürlich wird hier korrekt Bilanz gelegt. Aber was hinter den Kulissen, vor allem im Ausland gespielt wird, finden die Verantwortlichen in Salzburg allzu undurchsichtig. Was verdienen da etwa der Karajan nahestehende „Gesellschafter“, die Societe Anonyme, „International Music Establishment“ in Liechtenstein, und dadurch indirekt Karajan, am Osterfestival, und zwar vor allem durch Künstlervermittlung,

Film- und Fernsehproduktionen, Schallplatten- und Kassettenaufnahmen im Zusammenhang mit den Osterspielen? Für Salzburgs Behörden bleibt's ein Buch mit sieben Siegeln.

Hier wünschen sich nun Stadt und Land eine Kontrollinstitution: So wie fürs Sommerfestival soll nun auch für die Osterfestspiele ein Kuratorium gegründet werden, in dem der Subventionsgeber vertreten ist. Mit dem Ziel, 'die tatsächlichen Erträge des Festivals, aber dieses auch in seiner Verflechtung mit den Salzburger Sommerspielen, prüfen zu können, und um festzustellen, wieviel etwa die Karajan nahestehende liechtensteinische Firma an den Osterfestspielen verdient.

Selbstverständlich akzeptiert man in Salzburg Karajans Argument, daß etwa durch die Plattenproduktionen vor den Osterspielen die Probenkosten wesentlich gesenkt würden. Und man glaubt auch durchaus an die „Umwegrentabilität“. Aber wer will bestreiten, daß bei einer Stützungssumme von 40,9 Millionen Schilling der Subventionsgeber wie Salzburgs Steuerzahler das Recht haben zu erfahren, wieviel Geld durch das Osterfestival herein- und hinausfließt — und vor allem wohin!

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