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Wenn Maestro net will. . .

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Karajans Privatjestival. die Salzburger Osterfestspiele, sind wieder vorbei. Sie sind heuer endlich aus der leidigen Phase der Wiederholungen herausgekommen. Nach den Reprisenjahren, die dem Publikum den eineinhalb Jahrzehnte alten ,,Troubadour”, den häßlichen „Fi-delio” und den auch nicht mehr ganz laufrischen „Don Carlos” bescherten, kehrte Karajan zu seinem Konzept zurück, Wagners Werke in -zumindest musikalisch - exemplarischen A ufführungen zu zeigen.

1967 startete er mit der „ Walküre” und machte das Salzburger Osterfest zum sensationellsten Festival, zum exklusivsten gesellschaftlichen Ereignis. Davon ist in all den Jahren freilich einiges abgebröckelt.

Viele mögen da gedrängt haben, daß heuer „Parsifal” endlich stattfand: Die Plattenfirma, die mit größtem Bedauern registriert hatte, daß Karajan „so viele große Projekte vor sich herschob” und immer wieder „alte Produktionen aufwärmte”. Aber auch Karajans Stammpublikum der Osterfestspiele, das zu Recht verlangte, für Karten bis zu 2000 Schilling wenigstens keine alten Hüte vorgesetzt zu bekommen.

Allerdings wird auch Karajans Sparwille bei Neuproduktionen verständlich: Die kaum nennenswert gestiegenen Subventionen von neun Millionen Schilling, die sich Stadt und Land Salzburg teilen, schrumpfen durch Inflation und steigende Materialkosten, argumentiert Karajan selbst. In dieser Inflations-Koslen-Schere wären große Neuproduktionen kaum verkraftbar. Schließlich kommt das Publikum so oder so.

Andererseits braucht Salzburg diese Attraktion Osterfestspiele, um seine Fremdenverkehrsbetriebe auszulasten. Es braucht den Motor und Kassenmagneten Karajan, ohne den es nicht gehl. A Iso werden Stadt und Land über kurz oder lang, wenn die

Osterfestspiele auf zu schmaler Fi-nanibasis wackeln, noch viel liefer in die Taschen greifen müssen. Und das ORF-Fernsehen wird vielleicht sogar „mitspielen” müssen, um dieses Festival zu halten. Koste es, was es wolle.

Denn nichts trifft Salzburg tiefer, als wenn Karajan Gerüchte wahrmachte, daß er an den Osterfestspielen sein Interesse verliere und gesundheitlich sich die Monsterbürde nicht mehr antun könne.

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