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Explosionen

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Salzburgs Osterfestspiele, das Privatfestival Herbert von Kara-jans, war mit seinen rund 26-Mil-lionen-Schilling-Kosten das bisher teuerste Pest, das durch Stadt und Land Salzburg mit rund sieben Millionen Ausfallshaftung gestützt werden muß. Aller Kritik im Gemeinderat, der in seine Attacke auch gleich Giorgio Strehlers 8-Millionen-Spektakel „Spiel der Mächtigen“ einbezogen hatte, war Karajan mit seinen Argumenten des „größeren Aufwands für .Meistersinger', der steigenden Materialkosten und höheren Gagen“ begegnet. Und Festspielpräsident Kaut hatte sich prinzipiell schützend vor den Maestro, sein Startheater und Strehlen gestellt: „Was wäre Salzburg ohne Karajan, ohne Strehler ... Wir würden unser internationales Gesicht verlieren!“

Die Osterfestspiele 1975 sind aber nichtsdestoweniger gesichert: Die Wiederaufnahme der „Meistersinger“, und eine Neueinstudierung der „Boheme“-Inszenierung Franco Zeffirellis für eine Filmaufzeichnung stehen fest; und für 1976 kündigt Karajan bereits „Parsifal“ oder „Lo-hengrin“ an, die er, beide im Konzept fast fertig erarbeitet, sozusagen griffbereit hat.

Hauptereignis in den beiden Konzerten der Berliner Philharmoniker im Großen Festspielhaus war natürlich Karajans Wiedergabe der V. Symphonie von Tschaikowski: Ein Werk, das für Karajan quasi geschrieben worden sein könnte. So mäßgerecht paßt es in seine Ästhetik eines modernen Zuschnitts, und so präzise erfüllt Karajan all die Ansprüche, die diese Komposition an ihn stellt. Es zeigt sich immer wieder: Wo Karajan den grenzenlos subjektiven Gefühlsaufstauungen eines Komponisten begegnet, dort vermag er, selbst subjektiv bis zum äußersten, die erstaunlichsten, imponierendsten Deutungen vorzuweisen. Man spürt das deutlich, wie er sich etwa an Tschaikowskis Instrumentation berauscht, wie die Exaltation des Russen sich ballen und in einer Explosion entladen muß.

Um so bedauerlicher, daß der Pianist Jean-Bernhard Pommier mit Beethovens C-Dur-Klavierkonzert (Nr. 3) einfach gar nichts anzufangen wußte, eine kalt blitzende, nicht einmal technisch perfekte Wiedergabe anzubieten hatte.

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