6747383-1967_14_01.jpg
Digital In Arbeit

Nach dem Fest

Werbung
Werbung
Werbung

Seit Georg Friedrich Händel habe kein Musiker die materielle und künstlerische Verantwortung für eigene Opernspiele auf sich genommen ... Dieser Ausspruch eines deutschen Kollegen wurde in Salzburg wiederholt zitiert und auf die ersten Osterfestspiele bezogen, die Herbert von Karajan sich ausgedacht, die er ganz allein projektiert und programmiert hat und deren Organisator und künstlerischer Leiter er in einer Person ist. Gleichzeitig ging er dabei ein finanzielles Risiko in der Höhe von 10 bis 12 Millionen Schilling ein, und man sagt, daß er darauf vorbereitet war, einige Millionen aus der eigenen Tasche zuzuschießen.

Bei den Salzburger Aufführungen — drei Opernabenden und sechs Konzerten — waren rund 500 Personen an künstlerischem und technischem Personal beschäftigt, die von einem winzigen organisatorischen Team gelenkt wurden. — Zu Hilfe kamen dem Karajanschen Projekt etwa 700 fördernde Mitglieder, die einen Jahresbeitrag von je 1500 Schilling (oder mehr) freiwillig entrichten und dafür beim Erwerb von Abonnements bevorzugt behandelt werden.

Die bis auf wenige Restkarten ausverkauften Veranstaltungen der heurigen Osterspiele wurden von mehr als 8000 Personen besucht. Von diesen kamen nur etwa 10 bis 20 Prozent aus Salzburg, die übrigen von auswärts, beziehungsweise aus dem Ausland; was die letzteren betrifft, so schätzt man den Anteil der Besucher aus der Bundesrepublik auf 60 bis 70 Prozent. Die Abonnementpreise für je eine Opernaufführung und drei Konzerte lagen zwischen 375 und 1700 Schilling, die der einzelnen Karten zwischen 75 und 750 Schilling. Weitere Einnahmen kamen oder kommen durch Rundfunk- und Fernsehübertragungen sowie durch den Verkauf der in sehr hoher Auflage erschienenen Gesamtaufnahme der „Walküre“ auf fünf Schallplatten.

Für ein weltweites Echo sorgten, neben Rundfunk und Fernsehen, rund 150 Kritiker aus aller Herren Länder (gegenüber etwa der fünffachen Anzahl bei den Salzburger Sommerfestspielen). Bei einer Pressekonferenz konnte Herbert von Karajan mit Befriedigung und Stolz mitteilen, daß in dieser Hinsicht das Experiment gelungen sei, ja daß sich sogar ein Überschuß von etwa 300 Schilling in der Festspielkasse befinde. Auf die Frage eines Journalisten, was er damit zu tun gedenke, antwortete Karajan schlagfertig und humorvoll: „Die möchte ich am liebsten Ihnen schenken, damit Sie gut über die Osterfestspiele schreiben.“ — Über das künstlerische Ergebnis dieser ersten Karajan-Festspiiele berichten wir in der 13. Folge der „Furche“. Vielleicht wird sich in den kommenden Jahren — für 1968 ist der Spielplan bereits fixiert — auch ein glücklicherer Termin finden als die Karwoche und die Osterfeiertage...

Sind die Salzburger Osterfestspiele nur ein weiteres Festival unter den dreißig „Großen“ zwischen Frühjahr und Herbst, zwischen Bergen und Aix, Granada und Moskau? Vielleicht stehen wir am Anfang einer Tradition, und man wird das Jahr 1967 später einmal als das Jahr eins in der Folge glanzvoller Salzburger Frühjahrswochen bezeichnen. Der Stadt an der Salzach jedenfalls, den vielen Künstlern, die dabei zum Zuge und zu Verdienst kommen, vor allem aber dem Initiator und Leiter möchte man jenen Erfolg wünschen, den ein so großer Einsatz an Nervenkraft und künstlerischer Anstrengung verdient.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung