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Wenn die mageren Jahre drohen
Die fetten Jahre sind vorbei. Salzburgs Festspiele müssen den Gürtel enger schnallen. Zwar wird das Festspielbudget 1978180 Millionen Schilling ausmachen. Aber daß es dennoch ein Sparbudget sein wird, daran läßt Festspielpräsident Josef Kaut keinen Zweifel mehr. Spricht er doch schon von „großen Sorgen, wie sich das Festival in den kommenden Jahren über Wasser halten soll“. Die Belastungen steigen. Hohe Ausgaben lasten bereits auf der Fespielkasse: die technische Sanierung der Häuser muß weitergehen. Die Errichtung eines Kulissendepots für 23 Millionen hat man gerade verkraftet.
Die fetten Jahre sind vorbei. Salzburgs Festspiele müssen den Gürtel enger schnallen. Zwar wird das Festspielbudget 1978180 Millionen Schilling ausmachen. Aber daß es dennoch ein Sparbudget sein wird, daran läßt Festspielpräsident Josef Kaut keinen Zweifel mehr. Spricht er doch schon von „großen Sorgen, wie sich das Festival in den kommenden Jahren über Wasser halten soll“. Die Belastungen steigen. Hohe Ausgaben lasten bereits auf der Fespielkasse: die technische Sanierung der Häuser muß weitergehen. Die Errichtung eines Kulissendepots für 23 Millionen hat man gerade verkraftet.
Neueste Budgetlast: „Allein die achtprozentige Erhöhung der Gehälter der Bundesbediensteten macht für
Salzburg neun Millionen Schilling Zusatzausgaben aus. Und sie hat natürlich ihre Rückwirkung auf die Künstler- und Philharmonikergagen.“ Außerdem wird der wirkliche Finanzabgang durch Bund, Stadt und Land gar nicht zur Gänze abgedeckt, wie das Gesetz es vorsieht. Salzburgs Festival muß da selbst einiges aufbringen: im kommenden Jahr etwa müssen 101 Millionen Schilling eingespielt werden; die Subvention wird 66 Millionen betragen: aufzufangen sind 13 Millionen, die teils durch Mehreinnahmen, teils durch gezielte Einsparungen eingebracht werden müssen.
1977 sind die Festspiele zwar noch sicher um die Runden gekommen: mit rund sieben Millionen Schilling „Uberschuß“ durch Kartenpreiserhöhungen, bei insgesamt 70,7 Millionen Einnahmen. „Aber auch auf die Mehreinnahmen kann man nicht unbegrenzt bauen“, warnt Kaut, „denn noch einmal die Kartenpreise zu erhöhen, in der Oper etwa von 1600 auf 1800 Schilling oder in der Spitzenkategorie und im Konzert von 800 auf 900 Schilling, ist undenkbar.“
Man hat alle Spielorte gestrichen, die wegen eines zu kleinen Fassungsraumes hohe Kosten verursachten (Liederabende im Mozarteum, Serenaden in der Residenz, Opern in der Kollegienkirche oder im Residenzhof) - „es ist wenigstens gelungen, sie im Großen Festspielhaus’und in der Felsenreitschule mit Gewinn zu veranstalten. Da ist aber wirklich kein Schilling mehr drin!“ Anderseits kann und will man das Programm nicht „verkleinern“, denn das bedeutete eine Drosselung der Einnahmen. (Daß man dennoch einzusparen gedenkt, nährt jedenfalls ein Gerücht: mögliche Kündigungen im Personal der Festspiele.)
Der Spielplan für 1978 und 1979 ist Zum Teil fixiert, zum Teil in Planung. Die „Zauberflöte“ unter James Levine (Kaut: „Ein Glücksfall!“), ein umgekrempelter „Don Giovanni“ unter Böhm, „Salome“ und „Don Carlos“ unter Karajan und ein verbesserter „Sant’Alessio“ sind fixiert. Wer die „Rosenkavalier“-Premiere dirigieren soll, steht in den Sternen: Carlos Kleiber (Kaut: „Aber bitte nicht eine Wiederholung der Münchner Produktion!“), Georg Solti, der ohnedies mit dem Chicago Symphony Orchestra 1978 bei den Festspielen gastiert, oder Wolfgang Sawallisch.
Auf dem Schauspielsektor stehen die Wiederaufnahme des „Talisman“ in Schenks Regie, Maximilian Schells „Jedermann“ und Johannes Schaafs Inszenierung des „Tollen Tags“ von Beaumarchais auf dem Programm. Die erste Zusammenarbeit mit dem Staatsopernballett seit vielen Jahren wird natürlich auf Sparflamme stattfinden (wie es alle von Salzburg erwartet hatten).
Für 1979 wird nun eine Opernpremiere angekündigt: „Aida“ unter Karajan. Uber einen Tausch „Salome“ oder „Don Carlos“ gegen eine „Figaro“-Wiederaufnahme, sowie über eine „Frau-ohne-Schatten“-Aufnahme für 1980 wird noch verhandelt.
Natürlich wird man auch in den kommenden Jahren wieder großes Startheater spielen. Oper mit großen Namen, mit interessanten Regisseuren. Aber das große geistige Ereignis, die unverwechselbare Farbe fehlt in Salzburg dennoch. Wie auch die Beschäftigung mit dem Neuen, mįt neuer Dramatik und neuem Musiktheater, sich nur am Rande mehr oder minder zufällig ereignet. Auch ein Auftrag an Kurt Schwertsik für ein Orchesterstück und an Luciano Bėrio für ein Musiktheaterwerk können darüber nur schwer hinwegtäuschen. Die unmittelbare Gegenwart, wie sie zur Zeit der Gründung der Salzburger Festspiele in deren Rahmen natürlich vertreten war, findet nur noch am Rande statt. Die Gefahr des Musealwerdens droht. Und davor bewahrt auch nicht der Superstarrummel, der 1978 180 Millionen verschlingen wird. Werden die Schlagwörter „Einsparen“ und „Rationalisieren“ in Salzburg wirklich zum einzigen Maßstab der Planung? Einer Planung, die, statt geistige Zusammenhänge aufzudecken, ein Zahlenspiel mit dem Ausgang auf Nummer Sicher spielt?
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