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Mozarts Affekte

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(Theater an der Wien, Gastspiel der Zürcher Oper: „Lucio Silla“ und Idomeneo“ von W. A. Mozart) Fünfundzwanzig Jahre hat Nikolaus Harnoncourt, der erfolgreiche Concentus-musicus-Chef, sich mit den Opern des jungen Mozart beschäftigt, um die Aufführungs- und Musizierpraktiken des ausgehenden 18. Jahrhunderts voll zu ergründen

Als Zürichs Opernchef Claus Helmut Drese ihm und dem Regisseur Jean-Pierre Ponnelle das Angebot für einen Mozart-Zyklus machte, war alle wissenschaftliche Vorarbeit eigentlich schon geleistet. Zwei ebenso gescheite, präzise gearbeitete wie fesselnde Produktionen, in denen Harnoncourt und Ponnelle gemeinsam Mozarts Opern des zu Ende gehenden „Opera seria“-Stils, in vitales Operntheater umsetzen.

Das Überzeugende dieser Aufführungen ist ihre Einheitlichkeit. Von der Ouvertüre an macht Harnoncourt den musikalischen Gestus Mozarts und seine Affekte spürbar, die Ponnelle als szenischen Gestus übernimmt und weiterspinnt. Das ergibt musikalisch-szenische Dialoge von erstaunlicher Eindringlichkeit. x

Die reizvollen Bühnenbilder Pon- nelles verstärken diese noch: bei „Silla“ sind es perspektivische Prospekte nach den berühmten Entwürfen Piranesis, Borrominis und Galli- Bibienas, bei „Idomeneo“ ein Säulenhalbrund vor einer drohenden Steinmaske des racheerfüllten Gottes Neptun, der das Schicksal aller bestimmt.

Für die Partien stehen Spitzensänger zur Verfügung: am eindrucksvollsten singen Edita Grube- rova als Giunia, Tochter des toten Demokraten Marius, die vom Diktator Silla umworben wird, und Lucia Popp als brillante Ilia („Idomeneo“). Zwei wahre Koloraturmaschinen, die ihre Partien in tief empfindende Frauen verwandeln.

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