7053946-1991_11_05.jpg
Digital In Arbeit

Nach den Bomben kommen die Bagger

Werbung
Werbung
Werbung

Die ersten Verträge zum Wiederaufbau Kuweits waren schon unterzeichnet, bevor die Bomben ihr Zerstörungswerk überhaupt noch getan hatten. Aber erst jetzt wird langsam klar, was überhaupt gebraucht wird: Alles, von Antibiotika bis Zementwerke. Die Chancen für die österreichische Bauwirtschaft, sich ein Stück von dem Kuchen abzuschneiden, stehen aber nicht besonders gut.

Die Bundeswirtschaftskammer hat in der saudiarabischen Stadt Riad ein Koordinationsbüro eingerichtet, das Aufträge und Anfragen an österreichische Firmen übermitteln soll. Doch Peter Rattinger, Kuweit-Referent der Bundeswirtschaftskammer muß zugeben: „Es ist erst ein sehr bescheidener Anfang gemacht worden. Auch österreichische Firmen haben bereits Verträge abgeschlossen, aber in erster Linie werden die Länder berücksichtigt, die direkt an den Kriegshandlungen beteiligt waren.” Zur Zeit sei nicht einmal das Handelsvolumen der vergangenen Jahre von 400 bis 500 Millionen Schilling erreicht. Er empfiehlt allerdings allen Firmen, eventuelle Vorkriegskontakte wieder herzustellen. Denn: „Geld ist genug vorhanden.”

Prinzipiell hätten zwar auch österreichische Firmen eine Chance, wie Aiyer Beshia, Presseattache der kuweitischen Botschaft in Wien erklärt: „Das ist in erster Linie eine Frage von Qualität, Kompetenz und marktpolitischen Entscheidungen. Man kann nie sagen, daß ein Staat besser dasteht als ein anderer.” Sogar Länder, die den Kriegsgegner Irak unterstützt haben, hätten * nicht ausgespielt, meint Aiyer Beshia. Der wirtschaftliche Aspekt steht also auch nach dem Krieg vor allen anderen Überlegungen. Aber die Amerikaner sind bemüht, ihre Kriegskosten, die auf 70 Milliarden Dollar geschätzt werden, in Form von Aufträgen wieder „einspielen” zu können.

Bauaufträge im Wert von mehreren Milliarden Dollar - die amerikanische Firma Pechtl wurde mit dem Wiederaufbau der kuweitischen Ölanlagen beauftragt - werden also vergeben. Die Österreicher sind allerdings, so Erhard P. Demblin von Österreichs größter Baufirma Porr, „schon im Normalfall nicht konkurrenzfähig”. Erst recht in diesem Sonderfall,

Es werden nicht Einzelprojekte, sondern ganze Projektpakete vergeben. Der Wiederaufbau einer ganzen Stadt zum Beispiel: für Österreich eine Nummer zu groß. „Es kann sein, daß bei einem solchen Paket irgendwo ein paar kleine Brösel für uns abfallen. Da geht ein Auftrag an eine Firma für das Telefonnetz von ganz Kuweit-City. Und das kriegt nicht Siemens-Österreich, oder Schrack oder Kapsch, das geht nach Amerika.”

Darüber hinaus hat man bei Porr auch aus anderen Gründen keine besondere Lust, ausgerechnet jetzt in den Nah-Ost-Markt zu investieren.

„Es ist nicht sinnvoll, jetzt, da die ganze Welt hindrängt, in diesen Markt vorzustoßen. Aber: Was übrigbleibt, neben den Großprojekten, sind für österreichische Firmen Zulieferverträge, Einzelprojekte. Immer noch groß genug”, zeigt Demblin Realismus, „aber man soll jetzt nicht in irgendeinen Goldgräberrausch verfallen.”

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung