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Digital In Arbeit

Nicht koordiniert

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FURCHE: Kaum jeder tausendste Österreicher besucht die Bundestheater, für deren Erhaltung alle Österreicher aufkommen. Nur die elektronischen Medien ermöglichen es ihnen, an diesem mit ihren Steuermitteln aufrechterhaltenen Teil des öffentlichen Lebens teilzuhaben. Darf man hoffen, daß diese Vermittlung künftig reibungsloser möglich ist?

WEIS: Das Österreichische Fernsehen fungiert einerseits als Auftraggeber für die österreichischen Autoren, Filmfirmen, Filmschaffenden, als Auftraggeber für das gesamte künstlerische Potential, das ist die kreative, eigenschöpferische Seite unserer Programmarbeit. Zweitens fungieren wir aber auch als Transportmittel für alles das, was da ist, das ist die reportierende Seite, denn wir können nicht bestimmen, wie eine Bundestheateraufführung ist, wir können sie nur übernehmen, den Österreichern vermitteln. Wir hatten in den letzten Jahren mit den Bundestheatern so unsere Sorgen und sind jetzt in einem Gespräch, das uns hoffentlich aus diesen Sorgen heraushilft. Wir würden den Österreichern gerne mehr als bisher Produktionen der Bundestheater vermitteln. Die Voraussetzungen sind finanzieller und rechtlicher Natur. Unser Anliegen ist es, der Transportfunktion so kostengünstig wie möglich gerecht werden zu können. Prinzipiell wollen wir neben unserer eigenschöpferischen Tätigkeit auch reportieren, das heißt fertige Produktionen aufzeichnen und übertragen.

FURCHE: Die Auswahl obliegt dabei natürlich dem Fernsehen, nach welchen Gesichtspunkten wird dabei verfahren?

WEIS: Sehr viele Theaterstücke, Opern, Operetten, sind für das Fernsehen schon produziert, mit gewaltigem Aufwand. Wo eine gültige Interpretation vorliegt, wird man nicht noch einmal aufzeichnen und ausstrahlen, denn das hat man ja schon. Nur, wo sich der Inszenierungsstil ändert, neue Interpretationen ergeben, fällt dieses Argument weg und man wird noch einmal aufzeichnen. Wo es noch überhaupt keine Interpretation auf Videoband gibt, wird man mit Begeisterung zuschlagen.

FURCHE: Das führt natürlich zwangsläufig zu einer Beschränkung der Zahl der für eine Aufzeichnung in Frage kommenden Inszenierungen?

WEIS: Natürlich, denn die Spielplangestaltung eines Theaters geht ja nach ganz anderen Kriterien vor sich. Wir hätten daher natürlich das Bedürfnis, von der Spielplangestaltung möglichst früh informiert zu werden.

FURCHE: Warum werden Sie es nicht?

WEIS: Das ist einfach traditionell nicht koordiniert, aber ich möchte da keineswegs nur anklagen, ich habe durchaus Verständnis für diese scheinbare Geheimniskrämerei, denn wenn ein Theaterdirektor sich eine Inszenierung überlegt, muß er sich hüten, es an die große Glocke zu hängen, solange er nicht die Besetzung und alles andere unter Dach und Fach hat, sonst wird's nämlich nur teurer für ihn. Wenn ich heute ein Fernsehspiel plane, posaune ich es auch nicht hinaus.

FURCHE: Aber im Theater erfährt ja auch ein Kreis von Menschen, was geplant wird — könnten da die Fernsehintendanten nicht einbezogen werden?

WEIS: Ja, das wäre denkbar.

FURCHE: Wurde schon derartiges versucht?

WEIS: Nein, bisher noch nicht, aber wenn man früher informiert wird, wäre das natürlich sehr schön.

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