nehammer - © ROLAND SCHLAGER

Für sein Amt disqualifiziert!

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Brigitte Quint zum Nehammer-Video und seiner Haltung, die einen erschaudern lässt.

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Brigitte Quint zum Nehammer-Video und seiner Haltung, die einen erschaudern lässt.

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Nein, der Mann, der da spricht und gerade eine Weinbar eröffnet hat, ist kein bedeutungsloser Wirthausbruder, der in Mansplaining-Manier seine Weltsicht zum Besten gibt. Nein, hier gebärdet sich kein reicher verwöhnter Bengel, der noch nicht ganz grün hinter den Ohren ist. Nein, der Protagonist in diesem Video ist auch kein Aussteiger, der die vergangenen Jahrzehnte auf einer verlassenen Insel verbracht hat und kein Gespür für gesellschaftliche, soziologische und philosophische Sachverhalte entwickelt hat. Nein, er ist auch nicht der Pressesprecher von „McDonalds“. Nein, er leidet unter keiner dissozialen Persönlichkeitsstörung, die es ihm verunmöglich seinen Alltag in einem sozialen Umfeld zu bestreiten. Nein, der Mann, der da spricht, wird nicht von der Mafia bedroht und dazu gezwungen Kindern finanzschwacher Eltern zu empfehlen, sich in Fastfood-Restaurants zu verpflegen.

Der Mann, der auf diesem Video zu sehen ist, ist der Bundeskanzler der Republik Österreich. Er ist der politisch mächtigste Amtsträger. Auf der protokollarischen Rangordnung des Landes steht er auf Platz drei (nach dem Bundespräsidenten und dem Kardinal). Der Mann auf diesem Video bestimmt die Richtlinien der Regierungspolitik und trägt dafür die Verantwortung. Der Mann auf diesem Video ist der Vorsitzende einer Partei, die sich christlichen Werten verpflichtet hat, die sich darauf beruft, jedem Menschen Achtung entgegenzubringen, die Barmherzigkeit als Tugend anerkennt. Der Mann auf diesem Video ist der Vorsitzende der Volkspartei.

Zum österreichischen Volk zählen rund 1,7 Millionen Kinder. Jedes fünfte dieser Kinder gilt als armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Nichts würde sich an diesem Umstand ändern, wenn es jeden Tag bei „McDonalds“ einen Burger essen würde. Ja, die 1,40 Euro würde es wohl irgendwie auftreiben. Aber darum geht es nicht. Und den Grund, warum es darum nicht geht, sollte der Bundeskanzler der Republik Österreich kennen. Auch sollte er die Fähigkeit besitzen, in respektvoller Art und Weise von den Bürgerinnen und Bürgern jenes Landes zu sprechen, für das er die Regierungsverantwortung innehat.

Eine Haltung, die von beißendem Spott gegenüber den sozial Schwächsten geprägt ist, ist eines Bundeskanzlers unwürdig. Sie disqualifiziert ihn für sein Amt.

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