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Religionsdialog

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Von Ökumene hört man bestenfalls unter den christlichen Kirchen, von einer Weltökumene der großen Religionen ist kaum die Rede. Diesem Mißstand will Hans Küng, nunmehr Direktor des Tübinger Instituts für ökumenische Forschung, in einer Art Zwischenbilanz abhelfen. Das Buch ist ein großangelegter Versuch, die Dialogfähigkeit und Dialogbereitschaft der Religionen in den Dienst des Friedens zu stellen.

Für diesen Dialog zieht Küng kompetente Religionswissenschaftler heran, die jeweils ihre eigene Religion darstellen. Hier ist auch schon der erste Einwand gegen die Konzeption angebracht: Die nichtchristlichen Religionen vertreten christliche Wissenschaftler, die doch in erster Linie als Christen über Islam, Hinduismus und Buddhismus — durchaus bravourös — berichten.

Küng hingegen nimmt als christlicher Theologe Stellung -und zwar ohne Apologetik oder anmaßende Verurteilung — aber er hat nicht beschreibend, sondern primär argumentierend vorzugehen. Auf die Darstellung der Weltreligion folgt jeweils eine christliche Antwort Küngs, in der er „christliche Selbstkritik im Spiegel der anderen Religionen” und „christliche Kritik an den anderen Religionen im Lichte der eigenen Botschaft” anstrebt.

Sosehr diese Methode didaktisch fruchtbar und für eine Zwischenbilanz geeignet sein mag, krankt sie doch an zu wenig geklärten Voraussetzungen: Was heißt wirklich Dialog unter den Weltreligionen? Mit welchem Ziel wird ein solcher Dialog geführt? Müßten nicht auch islamische, hinduistische, buddhistische Antworten dem christlichen Denken gegenübergestellt werden?

CHRISTENTUM UND WELTRELIGIONEN. Von Hans Küng, Josef van Ess, Heinrich von Stietencron, Heinz Bechert. Verlag Piper. München 1984. 631 Seiten, geb., ÖS327.60.

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