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Schwierige Freundschaft

19451960198020002020

Den einen der beiden Briefpartner muß man vorstellen: Richard Beer-Hofmann, 1866 in Wien geboren, 1945 in New York gestorben, 'Autor eines schmalen, aber anspruchsvollen literarischen Werkes, der Jugendnovelle „Der Tod Georgs" von 1900, des Versdramas „Der Graf von Charolais" und eines von Max Reinhardt inszenierten, an mehreren Bühnen aufgeführten Dramas „Jaäkobs Traum". Die „Historie von König David" hinterließ er als Fragment, und 1941 gab er seine gesammelten Gedichte heraus — insgesamt 23.

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Den einen der beiden Briefpartner muß man vorstellen: Richard Beer-Hofmann, 1866 in Wien geboren, 1945 in New York gestorben, 'Autor eines schmalen, aber anspruchsvollen literarischen Werkes, der Jugendnovelle „Der Tod Georgs" von 1900, des Versdramas „Der Graf von Charolais" und eines von Max Reinhardt inszenierten, an mehreren Bühnen aufgeführten Dramas „Jaäkobs Traum". Die „Historie von König David" hinterließ er als Fragment, und 1941 gab er seine gesammelten Gedichte heraus — insgesamt 23.

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Um dieses Werk und um die menschlichen Beziehungen zwischen den beiden Dichtern geht es in dem vorliegenden, sehr einseitigen Briefwechsel, denn auf mindestens fünf Briefen Hofmannsthals kommt nur einer des schreibfaulen und wenig mitteilsamen Beer-Hofmann. Das Verhältnis Hofmannsthals zu dem acht Jahre Älteren ist mit Hilfe dieser Korrespondenz zwar in allen Phasen zu überblicken, aber kaum zu erklären. Immer wieder beteuert er, wieviel ihm diese lebenslange Freundschaft — sie dauerte fast 40 Jahre — bedeutet hat; aber aus

solches Verhältnis gegenseitig sein müsse; von dieser Annahme bin ich ganz abgekommen und betrachte dieses als einseitig, ohne daß es mir aber deswegen weniger kostbar wäre."

Genau zehn Jahre später kam es zur Krise, fast zu einem endgültigen Bruch. Im Burgtheater wurde „Jaäkobs Traum" uraufgeführt, Hofmannsthal konnte krankheitshalber die Premiere nicht besuchen und schrieb am Ostersonntag 1919 an Beer-Hofmann einen Brief über dessen Stück. Er entdecke darin einen Zug, der ihm fremd ist, einen chauvinistischen oder national-stolzen, „worin ich", fährt er fort, „wie im Dünkel, wie in der Selbstgerechtigkeit des einzelnen, nicht anders kann, als eine Wurzel alles Bösen zu sehen." Auch in einem anderen Drama Beer-Hofmanns findet er „einen

Zug von unbegreiflicher Unmenschlichkeit", und dem Menschen wirft er vor, daß er öfter kalte Urteile oder völlig Absprechendes über wertvolle und gute Menschen geäußert habe.

Nun plötzlich wird Beer-Hofmann beredt und antwortet auf den eineinhalb Druckseiten umfassenden Brief Hofmannsthals mit einer Epistel von 12 Seiten: eine Art Rechtfertigung, Punkt für Punkt. — Danach versickert die Korrespondenz, es gehen im Jahr nur eine oder zwei kurze Mitteilungen hin und her, zu Hofmannsthals 50. Geburtstag widmet Beer-Homann ihm in der Festschrift „Eranos" sein David-Fragment, und Hofmannsthal bestätigt ihm: „Wer kein Volk hat, kann auch keinen Gott haben." Darum war es ja Beer-Hofmann in seinem Hauptwerk gegangen...

Die Edition dieser Briefe durch Eugene Weber, der sich für vielerlei Hinweise bei Dr. Rudolf Hirsch bedankt, der auch den zweiten Teil der Einführung geschrieben hat, genügt allen Ansprüchen: sie ist reichlich mit Anmerkungen versehen, hat ein Werk- und ein Namenregister und bringt einige kurze literarische Texte, die in der Korrespodenz erwähnt werden.

Hugo von Hofmannsthal — Richard Beer-Hofmann. Briefwechsel. S.-Fischer-Verlag, 262 Seiten. Preis 32.— DM.

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