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Sturheit

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Derzeit findet ein verbissener Wettkampf zwischen dem österreichischen und bundesdeutschen Verkehrsminister statt, wer den härteren Sturschädel hat. Und Österreichs Medien haben endlich wieder ein ordentliches Feindbild, das ihnen die flotte Polemik erleichtert und das Denken erspart.

Richtig ist, daß Österreich mehr als 10 Jahre - ähnlich wie Bayerns Verkehrsminister Jaumann - vor den Problemen auf den Transit-Autobahnen, insbesondere am Brenner gewarnt hat.

Richtig ist auch, daß trotz ständiger Androhung von Maßnahmen nichts passiert ist.

Richtig ist aber drittens, daß Österreich niemals irgendeine angedrohte Maßnahme ergriffen noch selbst etwas für die Beseitigung der Probleme getan hat, wenn Minister Streicher heuer ein Ultimatum gestellt hat, ist dies im Prinzip richtig, weil das Verschlafen und Vertrösten sonst noch ein Jahrzehnt weitergegangen wäre.

Was nach überwiegender bayerischer Ansicht nicht richtig ist, das ist die viel zu knappe Frist. Die technische Umrüstung oder komplette Neuausstattung der Fuhrparke von österreichischen, italienischen und deutschen Speditionen ist nicht in wenigen Monaten möglich. Hier hatte die Bayerische Staatsregierung einen realistischen, gemeinsamen und dann auch für Bayern verbindlichen Stufenplan für die Einführung von lärmarmen und abgasarmen Lastwagen zuerst wenigstens für die Nachtfahrten, später auch am Tag. Aber mit einem kleinen bayerischen Minister redet doch ein großer Wiener Minister gar nicht erst lange.'Man ist ja ein souveräner Staat, wenn nicht gar eine Alpen-Großmacht und redet nur mit Europa, allenfalls noch mit Bonn.

Wenn es nicht tragbar ist, daß herkömmliche deutsche LKWs in Österreich fahren, dann ist es niemandem verständlich zu machen, warum herkömmliche österreichische LKWs in vierfacher Größenordnung nachts auf deutschen Straßen fahren sollen.

Ein Kompromiß wäre leicht möglich, weil der Streit längst nicht mehr um die Sache geht, sondern nur noch um die Termine.

Und vor dem Kampf der Tiroler um ihre Umwelt und die Rettung ihrer Bergwälder hätte ich noch mehr Respekt, wenn diese Heuchler auch einmal die Hälfte ihrer Skipisten blockieren, das Aufsalzen ihrer Gletscher einstellen würden und sich einen Nationalpark auch ohne Kraftwerk vorstellen könnten. Damit könnten sie sogar ohne uns gleich anfangen.

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