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Truffaldino im Klostergarten

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Im Garten des Dominikanerklosters von Friesach spielt das Reinhardt-Seminar Goldoni, dessen Komödie „Diener zweier Herren“, lautstark und entfesselt, dem zweiten Jahr der neugestalteten Spiele dient.

Um Vortäuschung, listigen Schwindel, um Lazzi und grotesken Spaß geht es. Gefühle werden auf ihre Echtheit geprüft und dem HanswurstigkeMastandpunkt vergnüglich gehuldigt. Musik, Tanz, Pantomime sind dem Worte Untertan. Sprache des Körpers findet lebendigen Auadruck dessen, was der Regie Samy Molchos vorschwebte, der manchem der noch unfertigen Mimen ein erstaunlich Maß an Fertigkeit beizubringen weiß, so daß man vergessen darf, daß es noch Lernenide sind, die ihr Talent zum Tragen bringen. Molcho ;ibt Carlo Goldonis TruRpe. gymnastische Lebendigkeit, ist um Einfälle nicht verlegen, treibt's zuweilen bis auf die Spitze der Masten und bis ins Publikum hinein, das einbezogen wird, und weil Walter Hoesslin ihm ein weiträumiges Venedig mit Spielflächen, mit Brücke und Kanal schuf, das sich sehen lassen kann.

Licht und Technik stimmen; so bleibt den jungen Leuten nichts anderes übrig, als ein Gleiches zu tun. Und hier sind es zwei, die abräumen: der Pantalone, dessen laszive Greisenhaftigkeit in Ton und Bewegung Mark Zurmühle frappierend und mit drastischer Komik glaubhaft macht, und der Titelheld Truffaldino in der unglaublich gewandten, Behendigkeit ins Licht rückenden Darstellung des Christoph Waltz, dem das Wort deutlich von den Lippen und der Spaß gleichsam aus den Gelenken kommt wie in der Szene, in der er seine Gaben an zwei speisende Herren verteilt, ohne daß ihm selber etwas abgeht. Ernst Strachwitz als Dottore, Alexander Ströbele als feister Tebaldo lesen Ehre ein und mit ihnen die übrigen männlichen Darsteller, denen aufmunterndes Lob zuteil werde. Von den drei Vertreterinnen des- zarten Geschlechts sei die am wenigsten Zarte Ingrid Domann an die Spitze gestellt, die als dienende Blandina wohltuend natürlich ist, etwas das der Rosaura Roswithe Sickingers um des parodierenden Spaßes willen versagt bleibt. Reizend Marika Adam als Männlichkeit vorspiegelnde Beatrice. In Summe:, ein Abend des Vergnügens und der guten Laune, an der Spieler und Publikum in gleichem Maße ihren Anteil haben.

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