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„Una cosa rara“

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Man wußte bisher nur, daß diese Oper in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts beliebter war als Mozarts „Figaro“. Nach 200 Jahren wird sie nun in Wien wieder aufgeführt, Hans Gabor hat sie für die Wiener Kammeroper entdeckt. Ihr Komponist Vicente Martin y Soler und sein Librettist Lorenzo da Ponte waren zu ihrer Zeit in aller Welt berühmt und beliebt, und es ist schon eine Ironie der Geschichte, daß man nur durch den „armen“ Mozart heute noch von ihnen weiß. Der Titel des Werkes, ungefähr mit „eine rare Angelegenheit“ oder „Ein seltener Fall“ zu übersetzen, bezieht sich auf die Treue eines Landmädchens, das allen höfischen Verführungskünsten widersteht. Der Text stellt keine Ansprüche. Mit der Musik ist es anders. Von Charakteristik und dramatischer Spannung ist allerdings kaum die Rede, aber das spritzige Dahingleiten, der melodische Einfall, die elegante Instrumentierung, nie sehr hoch über der Banalität, aber niemals mitten drin, machen aufhorchen und reißen schließlich mit.

Der kleine Rahmen verlangt von der Regie die Quadratur des Kreises, die natürlich nicht geboten werden kann. Hans Dieter Roser hat das Mögliche getan, und das ist mehr, als das Unmögliche versucht zu haben. Das Bühnenbild von Tibor Vartok besticht durch seine zarten Linien. Nicht räumlich begrenzt war Lucia Listopad beim Entwurf ihrer Kostüme, die auch ebenso farbenbunt verspielt wie charakteristisch wirken. Das Orchester (des österreichischen Rundfunks) und die Sänger sind bei Hans Gabor gut aufgehoben, was auch bei manchen Ensemble-Nummern nötig gewesen war und zu voller Entfaltung führte. Die Sänger, durchaus junge Darsteller, haben vielversprechende kleine Stimmen. Im Namen aller seien besonders genannt Marjon Lambriks in der Hauptrolle und Martha Scheffel als Königin- Textverständlichkeit war bei der Internationalität der Solisten kaum gegeben.

„Una cosa rara“ ist keine Oper von Weltbedeutung, zeigt aber Gekonntheit des Handwerks, die staunen macht und Respekt erheischt; in diesem Sinne tatsächlich una cosa rara.

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