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Verstaatlichte: Neuer „Sündenfall”?

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Mit jeder Hiobsbotschaft aus einer von einem verstaatlichten Unternehmen dominierten Region wächst die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr zu einer Arbeitsplatz„sicherungs”politik ä la Bruno Kreisky. War zunächst nur die Rede davon, daß man den Austrian Industries (AI) angesichts der akuten Krise die vereinbarte Rückzahlung der „allerletzten” Subventionen stunden sollte, wird jetzt der Ruf nach neuerlichen Finanzspritzen lauter. Die prominentesten Rufer der letzten Tage: ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch und der steirische SPÖ-Chef Peter Schachner-Blazizek.

In der Steiermark ist die Arbeitslosigkeit innerhalb des letzten Jahres (Dezember 1992 zu Dezember 1991) um 15 Prozent gestiegen, innerhalb des letzten Monats sogar um 30 Prozent. Kein vernünftiger Mensch wird dem tatenlos zusehen wollen. Der Ruf des „steirischen Vranitzky” (wie Schachner-Blazizek gerne genannt wird) wurde vom „richtigen” Vranitzky denn auch prompt aufgefangen: zwei Milliarden Schilling aus dem Bundesbudget sollen der Steiermark für die Arbeitsplatzsicherung zur Verfügung gestellt werden.

Die Frage ist nur, ob mit diesen Milliarden mehr bewirkt werden kann, als in den Krisenregionen die bei den letzten Wahlen massiv sichtbar gewordene Abwanderung der traditionellen SPÖ-Wähler zu Jörg Haider über die nächsten Wahlen hinaus zu stoppen. Denn: Wer jetzt nicht wettbewerbsfähig ist, wird es nach dem Ende der Rezession noch viel weniger sein.

Leider ist aber die Chance, daß sich Staatsbetriebe zu einer schmerzhaften grundlegenden Strukturänderung durchringen, solange durch öffentliche Finanzhilfe das Überleben für die nächste Zeit ohnehin gesichert ist, eher klein. Wie es ja auch offenkundig aussichtslos ist, staatliche Unternehmen in Boomzeiten so zu rationalisieren, daß auch die nächste Flaute ohne gröbere Probleme bewältigt werden kann. Siehe ÖMV.

Ein privater Unternehmer hätte auch in den vielen guten Jahren der ÖMV einen derartigen Wildwuchs bei der Beschäftigtenzahl, den Gehältern und Sozialleistungen nicht zugelassen; und schon gar nicht hätte er sich ein Sorgenkind wie die Chemie Linz anhängen lassen. Konsequenz: Das derzeitige ÖMV-Management muß mitten in der Flaute viel Geld dafür ausgeben, um die eigenen Personalkosten auf das Niveau der Konkurrenz hinunter zu bringen. Allein der „golden handsha-ke” für 600 Mitarbeiter per Ende 1992 kostet das Unternehmen 1.500 Millionen Schilling, die die Konkurrenz in Forschung und Entwicklung, Werbung, Investitionen et cetera stecken kann.

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