6795204-1971_07_08.jpg
Digital In Arbeit

Wann kommt der Prinz?

19451960198020002020

Prinz Juan Carlos von Spanien arbeitet sich in die Aufgaben eines Staatsoberhauptes ein. Nach seinem offiziellen Besuch in Frankreich, vi^ohin er im Vorjahr von Debrė eingeladen worden war, besucht er jetzt als Gast Nixons für zwei Tage die USA. Diese Reise kann als Erwiderung der Nixon-Visite 1970 in Madrid angesehen werden, da der Generalissimus Spanien nie verläßt.

19451960198020002020

Prinz Juan Carlos von Spanien arbeitet sich in die Aufgaben eines Staatsoberhauptes ein. Nach seinem offiziellen Besuch in Frankreich, vi^ohin er im Vorjahr von Debrė eingeladen worden war, besucht er jetzt als Gast Nixons für zwei Tage die USA. Diese Reise kann als Erwiderung der Nixon-Visite 1970 in Madrid angesehen werden, da der Generalissimus Spanien nie verläßt.

Werbung
Werbung
Werbung

Wenige Tage vor dem Abflug nadi den USA hatte Juan Carlos eine dreiviertelstündige Unterredung mit seinem Vater Don Juan, der unterwegs nath Rom einen Kurzaufenthalt auf dem Madrider Flughafen einlegte. Selbstverständlidi soll die Unterredung rein familiären Cha-

rakter gehabt haben. So jedenfalls die offizielle Version. Inoffizieller Auslegung zufolge handelte es sich um ein politisciies Briefing, Don Juan gilt als liberal, und sein Sohn, obzwar er die Monarchie der Einheitsbewegung verkörpern soll, hat demokratische Neigungen. In zwei

Interviews, die er den „New York Times” und „Le Monde” gewährte, kamen sie klar zum Vorsdiein. Der Prinz gab als sein politisches Ziel die Schaffung politisciier Vereinigungen und edner demokratischen Gewerkschaft an.

Verstärkt wird dieser Eindrucke durch eine angeblicim Indiskretion, die eine hochgestellte monarchistische Persönlichkeit gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA begangen haben soll. Demzufolge hätte Juan Carlos vor seiner Ausrufung zum Thronfolger seinem Vater versprochen, sich für die Wiedereinführung politisdier Parteien, wahrscheinlich unter Ausschluß der Kommunisten, für allgemeine Wah-

len und die Aufstellung eines demokratischen und repräsentaüven Parlaments einzusetzen. Jene Persönlichkeit, die dem Prinzen sehr nahestehen soll, untermauerte ihre Behauptungen mit den Reisen Juan Carlos i.is Ausland. Vor allem seine Aufenthalte in Belgien und Frankreich sollen mit Beteuerungen seiner Demokrati-sierungs-bestrebungen verbunden gewesen sein. Außerdem wird behauptet, daß er sich anläßlich seiner letzten privaten Reise nach Rom und seines Aufenthaltes im Vatikan, wo er als Spaniens Vertreter an der Erhebung der heiligen Therese von Avila zur

Kirchengelehrten teilnahm, mit einer bekannten Persönlichkeit der italienischen Politik über eine demokratische Zukunft Spaniens unterhielt.

Im spanisdien politiBciien Leben hält er sidi eher im Hintergrund. Bei kirchlichen, kulturellen, sportlichen Anlässen ist der Thronfolger zu sehen, nicht bei politischen Gelegenheiten. Zwar war er bei der „spontanen” Massenmanifestation pro Franco in Madrid anwesend, aber bisher nodi bei keinem Ministerrat, ebensowenig bei den Sitzungen des Nationalrats der Einheitsbewegung, an denen er als Francos Nachfolger hätte teilnehmen können.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung