6688883-1962_29_07.jpg
Digital In Arbeit

Unnütze Anbiederungsversuche

Werbung
Werbung
Werbung

Die liberalen Königstreuen sind entsetzt über die nutzlosen Anbiederungsversuche an das Regime, auch wenn Gil Robles im Exil gewunden erklärte, daß ihm das Vorgehen des Thronanwärters verständlich erscheine. Die Erzkonservativen unter den Getreuen Don Juans — die große Mehrheit — müssen erkennen, daß ihre Hoffnung, die Restauration mit Ftanco, nicht gegen ihn durchzuführen und den Grafen von Barcelona auf den Thron zu bringen, heute mehr denn je aussichtslos ist. Und auch die wenigen Demokraten schließlich, die, im Herzen Republikaner, sich nach langem Überlegen zu der Auffassung durchgerungen hatten, daß ein Übergang vom heutigen Regime zu einem parlamentarischen ohne Bürgerkriegsgefahr sich am ehesten unter der Monarchie verwirklichen lasse, wollen von der Restauration nun nichts mehr wissen. Anders gesagt, Republikaner und Monarchisten, die sich eben in München die Hände schüttelten, stehen einander abermals schroff gegenüber. Die „Vorbürgerkriegsstimmung“ von 1936 ist wiederhergestellt, und das Regime erscheint allen Furchtsamen oder Vorsichtigen als einziger Garant füT Ruhe und Ordnung.

Doch nicht nur, um diese Stimmung zu erzeugen, hat die Staatsführung Don Juan in derart heillose Verlegenheit gebracht. Sie hat ihm auch seine demokratischen Eskapaden und seine Brandreden gegen die „blutige Diktatur“ — vor fast 15 Jahren gehalten —

nicht verziehen. Zudem waren die Monarchisten, auch die konservativen, in letzter Zeit besonders drängend geworden. Seit der Hochzeit von Juan Carlos mit Sophie liegt man der Staatsführung in den Ohren, dem Infanten den Titel eines Prinzen von Asturien (dem des Prince of Wales vergleichbar) zu verleihen, womit eT Thronfolgeranwärter würde, sein Vater aber gesicherter Nachfolger des Generalissimus. Die Antwort Francos hat man nun erhalten.

Um die „Juanisten“ vollends zu erledigen, empfing General Franco den Neffen des Thronprätendenten, Prinz Alfonse den Sohn von Juans älterem Bruder Jaiffle, der wegen eines Nervenleidens auf den Thron verzichtete, später aber, wieder ziemlich hergestellt, seine Rechte erneut anmeldete, sie aber gerne auf seinen Sohn übertragen würde. Außerdem zeichnet der Caudillo den Prinzen Hugo Carlos, den Sohn eines dritten Prätendenten, Javier von Bourbon-Parma, durch Einladungen aus. Den Vater kann er freilich nicht nach Madrid bitten, da er ein in den Augen der Staatspartei Falange unverzeihliches Verbrechen begangen hat: Er kämpfte auf alliierter Seite gegen Hitler. Den Sohn aber würde man akzeptieren, und so erfreut er sich steigender Publicity. Das Divide et Impera ist also wieder einmal im Madrid in höchstem Kurs, das Regime bei seinen in den letzten Jahren schwankend gewordenen Anhängern erneut in bestem Ansehen, und bei dem mitunter Gehörten „jetzt kann es nicht mehr lang dauern“, ist nur der Wunsch Vater des Gedankens.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung