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Balkanthrone

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Das bulgarische Plebiszit hat mit überwältigender Mehrheit sich für die Abschaffung der Monarchie und für die republikanische Staatsform ausgesprochen.

Damit verschwindet die Dynastie Sachsen-Koburg-Gotha, die in Bulgarien seit 1887 geherrscht hat, aus der Geschichte der Bai- . kanländer und teilt das Sdiicksal des türkischen Hauses Osman, der serbischen Kara-georgevic, der montenegrinisdien Petrovic-Njcgosch und des kurzlebigen albanischen Königtums. Es ist aber wohl kaum zu bezweifeln, daß damit überhaupt die monarchische Periode für ganz Südosteuropa ihrem Ende zugeht, selbst wenn König Georg II. von Griechenland tatsächlich auf Grund der Abstimmung in sein Land zurückkehrt. Die Labilität der griechischen Monarchie ist in den letzten dreißig Jahren so deutlich in Erscheinung getreten, daß eine Restauration keine lange Dauer verspricht. Die Stellung des Königs von Rumänien wird sich, wenn sie sich überhaupt halten läßt, kaum mehr über ein machtloses Schattendasein erheben. Man kann also sehr wohl vom Abschluß einer Epoche in der Geschichte des Balkans sprechen, einer Epoche, in der die Schicksale der südöstlichen Völker in hohem Maße durch die Persönlichkeiten ihrer Monarchen bestimmt wurden, und die nun einer neuen Zeit Platz macht, in der die Balkanvölker selbst ihre Zukunft auf ganz neuen Wegen und unter dem Einfluß neuer Staatsdoktrinen zu gestalten haben werden. Es ist daher wohl angebracht, einen Rückblick auf die zu Ende gehende monarchische Epoche des Balkans zu werfen.

Von den Traditionen des Osmanischen Reiches, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch das gesamte südöstliche Europa beherrschte, haben die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts von ihm loslösenden christlichen Balkanvölker nebst manchem anderen auch das Schicksal übernommen, daß es dem Monarchen nur selten vergönnt ist, ungestört von der Thronbesteigung bis zu seinem natürlichen Ende zu regieren. Ja sie; haben die Türkei darin noch übertroffen, denn während von den neun Sultanen seit Beginn des 19. Jahrhunderts wenigstens drei als Regenten friedlich entschlafen sind, sechs abgesetzt und drei davon ermordet wurden, fällt es schwer, unter den zahlreidien Potentaten der Balkanstaaten auch nur drei „normale“ Herrscherlaufbahnen zu finden.

In Serbien, das 1804 den Reigen der Abfallsbewegung von der Türkei eröffnet, wird zunächst der Führer der Bewegung, K a r a g j o r g j e, der „Schwarze Georg“, zum Wojwoden proklamiert, muß aber vor den Türken fliehen. Als endlich die Pforte die serbische Autonomie anerkennt, fällt Karagjorgje von Mörderhand, während sein Rivale, Milosch Obrenovic, 1817 als Fürst von Serbien anerkannt wird. Konflikte mit den Notablen der Nation zwingen ihn 1839 zur Abdankung, ebenso bald darauf seinen ihm folgenden Sohn Michajlo, so daß 1843 Käragjorgjes Sohn Alexander den Thron besteigen kann. Aber auch dieser kann sidi nur bis 1858 halten und muß seinerseits vor dem wieder zurückberufenen greisen Milosdi ins Exil entweichen. Milosch stückelt an seine unterbrochene Regierung noch zwei Jährchen an, bevor ihn der Tod ereilt, und nun folgt zum zweiten Male sein Sohn Michajlo, der nach acht Jahren im Park von Toptschider einem Mordanschlag zum Opfer fällt. Die Regierung seines Neffen Milan

Obrenovic, der 1882 den Königstitel annimmt, ist ein einziger Kampf mit • der Volksvertretung, der ihn 1889 veranlaßt, zugunsten seines minderjährigen Sohnes Alexander abzudanken. Dieser unselige Knabe, der sich 1894 der Vormundsdiafts-regierung entledigt, zieht sich in seiner kurzen Regierungszeit sosehr den Haß des Volkes und vor allem der Armee zu, daß er 1903, zusammen mit der von ihm zur Königin erhobenen Abenteurerin Draga Ma-schin, sein grauenvolles Ende in ddf „B c 1-grader Mordnacht“ findet. Mit ihm' erlischt das Haus Obrenovic. Nun gelangt mit König Peter I. wieder das Haus Kara-georgs auf den Thron, doch überläßt der kränkliche König noch vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs die Regierung seinem zweiten Sohne Alexander. Der älteste Sohn und Erbe war geistesgestört, daher von der Nachfolge ausgeschaltet worden. Unter der Regentschaft Alexanders rollt die Woge des Krieges über Serbien und vollzieht sich dessen glanzvolle Auferstehung als Königreich Jugoslawien, doch treiben die innerpolitischen Schwierigkeiten des neuen Staates den Herrscher, nachdem er sich zehn Jahre lang mit ihrer Lösung auf verfassungsmäßigem Wege ehrlich geplagt hatte, auf den Weg des Staatsstreichs, und die entfesselten politischen Leidenschaffen bereiten ihm 1934 zu Marseille unter den Kugeln eines fanatisierten Bulgaren ein tragisches Ende. Wieder saß ein Kind — sein Sohn Peter II. — auf dem Thron in Belgrad, wieder wurde durch einen Staatsstreich der Offiziere, die mit dem deutsdi-freundlichen Kurs des Regenten Paul Karageorgevic nicht einverstanden waren, die Vormundschaft vorzeitig abgeschüttelt, wieder vertrieben die Kriegsereignisse den König aus seinem Lande, diesmal aber, um nicht wieder zurückzukehren. Denn in-zwisdien hatte die vom jetzigen Staatsoberhaupt Jugoslawiens, Marschall Tito, geführte Freiheitsbewegung das Land so völlig erfaßt, daß die erste Tat der neuen Volksvertretung der Beschluß der Abschaffung des Königtums war. So endeten die beiden serbischen Dynastien, die mit vier Fürstenmorden, fünf Absetzungen und einer freiwilligen Abdankung innerhalb hundertzwanzig Jahren wohl den Rekord an bewegten Herrscherschicksalen halten.

Als •zweite Balkannation schüttelten die Griechen das osmanische Joch in den blutigen Befreiungskriegen der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ab. Die im Schöße der provisorischen Regierung sofort einsetzenden Machtkämpfe gipfelten in der Ermordung des Regenten Capodistrias und zeigten, daß die Regierung des neuen Staates keine leichte Aufgabe sein würde. Im Jahre 1832 bestieg Prinz Otto von Bayern als gewählter König den griechischen Thron. Dreißig Jahre lang bemühte er sich vergeblich, im Lande festen Fuß zu fassen; schließlich zwang ihn eine unblutige Revolution, in seine Fleimat zurückzukehren. Im folgenden Jahre, 1863, wird Prinz Wilhelm von Dänemark unter dem Namen Georg I. zum König gewählt. Seine lange Regierungszeit führt durch unzählige Sdiwierigkeitcn, Enttäuschungen und Rückschläge endlich in den beiden Balkankriegcn zu gewaltigen Erfolgen Griedienlands, aber gerade im Augenblick Jes Triumphes endigt König Georgs I. irdische Laufbahn in Saloniki durch rVlördcr-hand. Seinen Nadilolger Konstantin, der im ersten Weltkrieg als Schwager Wilhelms II. deutscher Sympathien verdächtigt wird, treibt, auf Drängen der Ententemächte 1917 samt dem Diadochen (Thronfolger) die von Veni-zelos geführte Volksbewegung in die Verbannung. Die Krone geht auf seinen zweiten Sohn Alexander über, der schon 1920 einen frühen und ungewöhnlichen Tod durch den Biß eines zahmen Affen findet, gerade als die rasch wandelbare griechische Nation sich von Venizelos abwendet und Konstantin wieder zurückberuft. Der von Venizelos begonnene, von Konstantin weitergeführte unglückliche Krieg in Kleinasicn kostet dem König zum zweiten Male den Thron. Er stirbt im Exil, während Griechenland zur Republik wird. Sein Sohn, Georg II., wird 1935 wieder auf den Thron berufen, muß aber 1941 sein von den deutschen Heeren besetztes Land verlassen. Ein Plebiszit, dessen Ergebni, von den Linksparteien heftig ' stritten wird, fällt erst kürzlich zugunsten seiner Rückkehr aus, doch gilt das Geschick der Dynastie Glücksburg in Griechenland nach den unruhigen Antezedenzien als problematisch.

In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts erringen sich auch die Bewohner der „Schwarzen Berg e“, die sich niemals ganz den Türken unterworfen hatten und unter der Herrschaft der Wladyka (Bischöfe) von Cetinje stets eine gewisse Selbständigkeit gewahrt hatten, ihre staatliche Existenz. Der Wladyka Danilo aus dem Hause Pe-trovic-Njegosch, das diese Würde traditionsmäßig schon seit zwei Jahrhunderten bekleidete, wird als weltlicher und erblicher Fürst von Montenegro anerkannt, fällt aber schon nach wenigen Jahren als Opfer einer Blutrache. Ihm folgt sein Neffe N i k i t a, dessen sechs Jahrzehnte umspannende Regierungszeit die längste ist, die irgendein Balkanherrscher erreicht hat. Obwohl es ihm gelingt, seinem kleinen Lande ein unvcrhält-nsmäßiges Gewicht in der südosteuropäischen Politik zu geben, sein Territorium auf das Doppelte zu vergrößern, seinem Hause die Königswürde zu gewinnen und engste Fa-milienbeziehungen zu großen Höfen anzuknüpfen, ist es auch Nikita nicht beschieden, bis zu seinem Tode auf dem Thron zu 's'.bcn. 1916 muß er vor den vordringen den Österreichern kapitulieren und flieht nach Frankreich, von wo ihm die Rückkehr durch den 1918 erfolgenden Anschluß Mon-S iegros an das jugoslawische Königreich verwehrt bleibt. So stirbt auch dieser kluge und erfolgreiche Balkanfürst im Exil.

Nach dem Krimkrieg schlägt für die R u-m ä n e n, die bisher unter Hospodaren meist griechischer Herkunft ein halb autonomes Dasein geführt hatten, die Stunde größerer staatlicher Selbständigkeit, Der erste Fürst der vereinigten Moldau und Walachei wird 1858 Alexander Cuza, der aber schon 1864. durch die Gegnerschaft der Bojaren und eine OFiziersverschwörung gestürzt wird. Darauf wählen die Rumänen den Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen zu ihrem Herrseber, der erst als Fürst und seit 1881 als König den Thron des Landes innehaben wird. Als erfolgreicher Heerführer im russisch-türkischen Kriege und als Organisator seines Landes erwirbt Carol I. große allseits anerkannte Verdienste. Daß er bei Ausbruch des ersten Weltkriegs durch den Widerstand der Volksstimmung daran gehindert wird, den Mittelmächten gegenüber seine Bundespflichten zu erfüllen, führt im Herbst 1914 seinen Tod herbei. Unter seinem Nachfolger Ferdinand, dessen Gestalt durch die seiner Gattin Maria stark in den Hintergrund gedrängt wird, tritt Rumänien an der Seite der Entente in den Krieg, aus dem es nach schweren Niederlagen als Groß-rttmänien hervorgeht. Nach Ferdinands Tod geht die Krone, da sich sein ältester Sohn dnreh allerlei Skandal äff ären mißliebig gemacht hat, unter dessen Ausschaltung auf des Enkel, den dreijährigen Michael über. Doch schon nach drei Jahren gelingt es dem beiseitegeschobenen Thronerben, seine Berufung auf den Thron durchzusetzen, so daß er als König Carol II. der Nachfolger seines Sohnes wird — wohl der einzige derartige Fall in der Geschichte. Infolge eines Putsches nazifreundlidier Elemente muß Carol II. 1940 das Land verlassen, wo nun der junge Michael den Thron zum zweiten Male besteigt. Rechtzeitiger Abfall von der Sache Hitler-Deutschlands rettet ihm seine Krone, doch ist die Lage in Rumänien derzeit noch z undurchsichtig, um die Zukunftsaussichten eW Monarchie zu beurteilen. Daß ihr noch eine wesentliche politische Rolle zufallen wird, kann füglich bezweifelt werden.

Wie der Krimkrieg den Rumänen, so bringt der russisch-türkische Krieg 1878 des Bulgaren die eigenstaatliche Existenz, allerdings bei weitem nicht in dem Maße, wie es der Friedensvertrag von San Stefano vorgezeichnet hatte, sondern in der wesentlich zugestutzten Gestalt, die auf dem Berliner Kongreß für Bulgarien und Ostrumelien festgesetzt wird. Aber das Großbulgarien von San Stefano bleibt das Ziel der Bulgaren und bestimmt fortan die Politik des Landes, in der die Mazedonier das treibende Element bilden. Dreimal scheint das Ziel erreidit — nadi dem Balkankrieg, im ersten und im zweiten Weltkrieg —, dreimal verwandelt sich der Triumph in eine schwere Niederlage. Tragisch, wie das Schicksal des Landes, ist auch das seiner Herrscher. Der erste Fürst, Alexander von Battenberg, dessen Erhebung das Werk Rußlands war, verscherzt sich die Gunst seines Protektors durdi ungenügende Gefügigkeit gegenüber dessen Wünschen, die Bulgarien zu einer russischen Satrapie gemacht hätten. Kurz nachdem ihm die de-facto-Vereinigung Bulgariens mit Ostrumelien gelungen ist und er einen serbisdien Einfall siegreich abgewehrt hat, zwingt ihn eine von Rußland angestiftete Offiziersverschwörung zur Abdankung. Er stirbt kurz darauf als General in österreichisdien Diensten. Nach ihm wird 1887 Prinz Ferdinand von Sachsen-Koburg zum Fürsten gewählt, der nach vielen Schwierigkeiten endlidi die Anerkennung der Pforte und der Mächte erreicht und dem es in unermüdlicher und zäher Arbeit gelingt, sein Land zu einem der wichtigsten Faktoren des europäischen Südostens zu machen. Seine an Wechselfällen. reiche Regierung, während derer er 1908 den Fürstentitel mit dem eines „Zaren der Bulgaren“ vertauschen kann, erreicht ihr Ende, als 1918 die Mittelmädite zusammenbrechen und Bulgarien zum zweiten Male die eroberten mazedonischen Gebiete verliert. Ferdinand dankt ab und geht in die Verbannung. Die Regierung seines Sohnes Boris ist von schweren inneren Konflikten erfüllt, die bereits den Bestand der Dynastie in Frage stellen. Zweimal entgeht er mit knapper Not Anschlägen auf sein Leben. Mitten im zweiten Weltkrieg, in den Bulgarien an der Seite Hitler-Deutschlands eingetreten ist, ereilt ihn ein plötzlicher, in seiner Ursadne nicht ganz geklärter Tod.

Der Nachfolger ist ein Kind, der den stoken alten Zarennamen Symeon trägt und für den sein Oheim Kyrill die Regentsdiaft führt. Der Umsdiwung des Kriegsglücks verbindet sich mit einer Umwälzung in Bulgarien, die dem Regenten das Leben und dem jungen König die Krone kostet, eine tragische Entwicklung, der der nunmehr 85jährige Begründer des Königshauses, als „Ahasver unter den Königen“ — wie er sich selbst in seiner prägnanten Ausdrucksweise bezeichnet hat — aus dem Exil zusehen muß,

Als jüngstes Kind der balkanischen Unabhängigkeitsbewegung ersteht 19u A 1-b a n i e n, auf dessen Thron 1914 Prinz Wilhelm von Wied berufen wird, um schon im gleichen Jahre das Land infolge der Kriegsereignisse zu verlassen und nicht mehr wiederzukehren. Nach dem Kriege ist Albanien bis 1924 der Schauplatz von Wirren und Kämpfen, in deren Verlauf der nach der Krone strebende und eine Zeitlang im Vordergrunde stehende Essad-Pascha den Tod durch Meuchelmord findet. 1924 schwingt sich Achmed Zogu zum Präsidenten auf, welche Würde er 1928 mit dem Königstitel vertauscht. Anfänglich durch Italien gestützt, verscherzt er sich dessen Gunst und 1939 treibt ihn die Annexion des Landes durch Italien ins Exil, aus dem er vergeblich die Rückberufung anstrebt. 1945 macht die Ausrufung der Volksrepublik in Albanien seinen Hoffnungen ein Ende.

Unter den Balkanpotentaten, die wir nun Revue passieren ließen, waren tapfere Soldaten und geschickte Administratoren, hervorragende Staatsmänner und unbedeutende Figuranten, kluge und schwache Köpfe, Persönlichkeiten historischen Fosmats und Operettenfiguren, ernste Pflichtmen sehen und haltlose Genüßlinge, Ehrgeizige und Indolente, vornehme Charaktere und übelste Intriganten, Männer von tadellosem Rufe und solche von verworfenstem Privatleben, von feinster Bildung und von ronesten Sitten. Von einigen wird die Geschichte wenig zu berichten wissen, andere, wie zum Beispiel Carol I. von Rumänien, Ferdinand von Bulgarien, Nikita von Montenegro, Alexander von Jugoslawien, haben ihre Namen tief in die Geschichte der BaJkanstaaten eingegraben, nicht weniger als die der bedeutendsten Staatsmänner jener Zeh, Milan Risti6 und Nikola Pasi6, Stambulow und Stambolijsky, Venizelos, Vater und Sohn Bratianu und andere mehr.

Als Gesamterscheinung betrachtet, ist der Monarchie in den Entwicklungsjahren der Balkanländer die Aufgabe zugefallen, die Nationen zu dem ihnen noch ganz ungewohnten politischen Leben zu erziehen, das Ausarten der Gegensätze zu blutigen Kämpfen hintanzuhalten und überhaupt mäßigend und schiedsrichterlich zu wirken. Da sie dabei oft sich den wild aufflammenden Parteigegensätzen im Innern und unzeitgemäßen oder übertriebenen Aspirationen nach außen und von außen entgegenstemmen mußten, hat vielfach dazu geführt, daß die Krone zum Blitzableiter und zum Sündenbock, ja zum Sühnopfer für Fehler und Mißerfolge wurde, so daß für den Balkan der alte Spruch von den Königen und den Achäern eher in umgekehrter Form Geltung hat: „Quidquid delirant Achivi, plectuntur reges.“

Der Fortfall der monarchischen Institutionen in Südosteuropa bedeutet auf jeden Fall einen neuen Abschnitt in der Geschichte der Balkanländer, und die möglichen Auswirkungen dieser Umbildung lassen sich derzeit noch keineswegs übersehen. Es ist möglich, daß, sich das Fehlen des monarchischen Faktors in der Innenpolitik dieser Länder noch oft fühlbar machen wird; andererseits ist nicht zu leugnen, daß das Verschwinden der Dynastien verschiedene politische Probleme wesentlich erleichtert. Dies gilt unter anderem von der föderativen Gestaltung Jugoslawiens, die bisher durch das Bestehen einer serbischen, naturgemäß mit dem serbischen Volke eng verwachsenen Dynastie erschwert wurde, und der sich vielleicht Mög-lidikeiten weiterer föderativer Zusammenschlüsse eröffnen, die sich von der jugoslawischen Mitte aus auf Bulgarien und Albanien erstrecken könnten.

Wir Österreicher haben an der dortigen Entwicklung kein unmittelbares politisches Interesse, außer daß wir den Balkannationen eine Zeit friedlicher Entwicklung und Prosperität wünschen, nicht bloß aus dem egoistischen Wunsch nach regem Handelsverkehr mit ihnen, sondern auch zum Zweck der Wiederanknüpfung der vielfachen alten und traditionellen Kulturbeziehungen.

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