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Wegelagerer

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Bei der richtigen Partei muß man sein. Nur dann steht man sicher im Wählerverzeichnis für die bevorstehenden AK-Wahlen.

Wenn nun die Sozialisten aufschreien, der Tiroler ÖAAB habe etwa 2000 Land- und Forstarbeiter, die zeitweise im Fremdenverkehr beschäftigt sind, zu Unrecht ins Wählerverzeichnis manövrieren wollen, klingt das, so wahr es vielleicht ist, nur wie eine billige Retourkutsche, wie ein Ablen kungsmanöver.

Daß die Vorwürfe, die dagegen der ÖAAB gegen die Sozialisten erhebt, um vieles glaubwürdiger wirken, hat sich die SPÖ selbst zuzuschreiben. Sie hat nicht nur mit der AK-Gesetznovelle die Verfassung zu umgehen versucht, ihr Wiener AK-Präsident Czettel hat immer wieder erklärt, die Diskussion über das Wahlrecht von Angehörigen eines Unternehmers müsse fortgesetzt werden.

Vor diesem Hintergrund gewinnen die ÖAÄB-Meldungen, daß in den Wählerlisten auf ganze ÖVP-nahe Betriebe „vergessen“ wurde, daß Angehörige von Unternehmern (etwa als Ordinationshilfen tätige Arztfrauen) aus den Verzeichnissen eliminiert wurden, einige Bedeutung. Daß für die 1670 Angestellten des Eu-mig-Werkes Fürstenfeld, die mehrheitlieh zum ÖAAB tendieren, kein eigener Wahlsprengel eigerichtet wurde, paßt ins Bild.

Bei der richtigen Partei muß man sein. Gattinnen von sozialistischen Ärzten blieben nämlich im Wählerverzeichnis. Und ein Betrieb mit 24 sozialistischen Eisenbahnern ist natürlich ein eigener Wahlsprengel.

Bei der richtigen Partei muß man sein. Die vielzitierte Sicherung der Arbeitsplätze - in Wahlzeiten wird sie dann Ereignis. Da werden hurtig neue Beschäftigungsmöglichkeiten aus dem Hut gezogen, um weitere Wähler in die AK-Wahllisten zu bekommen.

Da kann sich dann auch im heiß umkämpften Tirol eine sozialistische Kammersekretärin vier Hausgehilfinnen leisten, und ein Eisenbahner immerhin deren drei. Und der „röte“ Eisenbahnersportverein Oberinntal beschäftigt sogar 18 Leute für seine Kegelbahn. Wahrscheinlich sind je zwei für das Aufstellen eines Kegels zuständig...

Sollte man es in Österreich nur mehr zu etwas bringen können, wenn man bei der richtigen Partei ist, muß man fürchten, daß sich auf dem „österreichischen Weg“ längst Wegelagerer der Demokratie breitgemacht haben.

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