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AK-Wahl: Peinliche Ausreden

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Was ist das, wenn die Fraktion sozialistischer Gewerkschafter bei der Arbeiterkammer wahl gegenüber dem letzten Umengang ein Fünftel ihrer Wählerschaft verliert? Für Franz Vranitzky: „Erfreulich.“ Für AK-Präsident Heinz Vogler: „Ein überwältigender Vertrauensbeweis für die sozialistischen Gewerkschafter.“

Was ist das, wenn der öAAB mehr als ein Drittel seiner Klientel gegenüber 1084 einbüßt? Für Josef Riegler ist der Oppositions-Bonus weggefallen. Für Robert Lichal sind Detailergebnisse imVergleichzu den Landtagswahlen vom 12. März ein starker Trost.

Es ist erschütternd und peinlich, wie um das Debakel herumgeredet wird. Erschütternd auch die Wahlbeteiligung (siehe Seite 5) und ärgerlich die primitiven Erklärungen, die dafür angeboten werden: Schuld war die „ungeheure Skandalisie- rungskampagne der ÖVP“, die Urlaubszeit, die ach so große Zufriedenheit der Zwangsmitglieder mit der Arbeiterkammer Und ihrer Tätigkeit, das Wahlrecht, natürlich darf auch der Hinweis auf die „bösen“ Arbeitgeber nicht fehlen, die Arbeitnehmern Schwierigkeiten gemacht hätten, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Wollen es die Funktionäre und’ Sekretäre nicht begreifen? Oder können sie es nicht? An ihnen liegt es, daß die Arbeiterkammer für rund eine Million Arbeitnehmer nur aus dem Beitragsabzug besteht. Wer kennt denn „seinen“ AK-Vertreter? Wer hat sich je von ihm angesprochen und betreut gefühlt? Das war das ,.Erfolgsgeheimnis“ eines Bertram Jäger etwa, der den Leuten nachgegangen ist, der das Gefühl vermittelt hat, daß sich jemand um sie und ihre Probleme persönlich annimmt.

Erst sind die Funktionäre und Sekretäre ausgeblieben, im Gegenzug jetzt die Wähler. Man wollte ihre Stimmen gewinnen, ohne sie als Mitglieder gewonnen zu haben.

Schließlich wurde auch die Rechnung für eine relativ phantasielose Arbeitnehmerpolitik präsentiert. Das gilt für die SPÖ, aber erst recht für die ÖVP: Der ÖAAB hat - auch inhaltlich - abgebaut.

Doch bevor jetzt die Steirer mit „nur“ rund halbem Bundesverlust triumphierend über Lichal herfallen: So berühmt ist das Ergebnis doch wohl nicht, wenn man die Turbulenzen in Rechnung stellt, die die sozialistischen Gewerkschafter der Steiermark zu einem schwachen Gegner gemacht haben. Nutznießer war die FPÖ.

Ihr Erfolg ist eindeutig, wenngleich die „Haider-Bäume“ - Kärnten ausgenommen - auch nicht in den Himmel gewachsen sind. In Kärnten hat der FPÖ-Obmann freilich seine zweite Ernte eingefahren und die ÖVP-Zukunftshoffnung, daß ein Bündnis mit ihm die Abwanderung zu ihm stoppt, gleich schon im ersten Anlauf gründlich zerstört: dem ÖVP-Arbeitnehmer- bund fällt nur mehr die dritte Geige zu.

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