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Testwahl Anfang Oktober

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Anfang Oktober sind die steirischen Arbeitnehmer aufgerufen, die Arbeiterkammer-Räte neu zu wählen.

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Anfang Oktober sind die steirischen Arbeitnehmer aufgerufen, die Arbeiterkammer-Räte neu zu wählen.

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Das „Superwahl-jahr 1994" geht, nach einer kurzen Sommerpause, in die nächsten Runden: am 18. September wählen die Vorarlberger einen neuen Landtag und am 2. und 3. Oktober, eine Woche vor dem voraussichtlichen Termin der Nationalratswahl, finden in allen Bundesländern Arbeiterkammerwahlen statt. Diesen kommt somit durchaus Testcharakter zu, wie auch von allen AK-Spitzenpolitikern eingeräumt wird.

Vor allem in Bundesländern mit einer angespannten Arbeitsmarkt-Situation wie etwa der Steiermark (dazu siehe auch Seite 21) erwarten sich Meinungsforscher und Politologen Aufschlüsse darüber, wie das Stimmungsklima für die Koalitionsregierung aussieht.

Zur Ausgangslage: 1989 konnte die SPO wider Erwarten ihre dominierende Stellung verteidigen; der zuvor bereinigte „Rechberger-Skan-dal" schlug sich lediglich mit einem Minus von 2,4 Prozentpunkten zu Buche. Hingegen mußte der ÖAAB den Verlust von vier Prozentpunkten hinnehmen. Einziger Sieger war die FPÖ-Arbeitnehmerliste, die 4,6 Prozentpunkte zulegen konnte. Großer Verlierer war jedoch die Arbeiterkammer in ihrem gesellschaftspolitischen Rückhalt: die Wahlbeteiligung in der Steiermark sank - durchaus im Einklang mit dem Gesamt-Rundestrend -

von 62,6 Prozent im Jahr 1984 auf magere 47,1 Prozent.

So recht wollte der Wahlkampf für die Arbeiterkammerwahl - in der Steiermark werden Arbeiterkammerräte in drei Wahlkörpern, den Arbeitern, den Angestellten und den Verkehrbediensteten gewählt - noch nicht in Schwung kommen; allzu sehr dominierte 'die Frage des EU-Reitritts die öffentliche Debatte der letzten Wochen. Lediglich der SPÖ-Titelverteidi-ger Arbeiterkammer-Präsident Erich Schmid konnte sich mit der Aktion „Arbeit für alle" (siehe Seite 21) gekonnt in Szene setzen. Verständlich daher eine gewisse Verstimmung bei seinen Konkurrenten, die dadurch zusätzliche Publicity für Schmids Kampagne befürchten, zumal der Slogan „Arbeit für alle" bereits vor Jahren vom ÖAAB an seine Fahnen geheftet worden war.

Den Startschuß für die Wahl-auseinandersetzung gab vergangene Woche der ÖAAB mit der Präsentation seines Wahlprogrammes und seiner Spitzenkandidaten: Der bisherige AK-Vizepräsident Edi Köck ist ÖAAB-Spitzenkandi-dat bei den Arbeitern, Fraktionsführer Erich Amerer bei den Angestellten und der Post-Personalvertreter Julius Pittner bei den Verkehrsbediensteten. Erklärtes Ziel des ÖAAB ist das „Brechen der roten Übermacht", also die Verhinderung der neuerlichen absoluten Mehrheit der SPÖ im Arbeiterkammertag.

Die zentrale Anliegen der ÖVP-Arbeitnehmer wurden in griffige Slogans verpackt: „Arbeit für alle", „Für eine gerechte Einkommenspolitik", „Für neue Arbeitszeitregelungen", „Für mehr Lebensqualität durch Gesundheit am Arbeitsplatz", „Die Arbeiterkammerreform ist fortzusetzen".

Das erklärte Wahlziel der Sozialdemokraten steht jenem des ÖAAB freilich diametral entgegen. „Wir wollen weiter die bestimmende Kraft in der Arbeiterkammer bleiben", meint etwa der SPÖ-Frakti-ons-Chef in der Arbeiterkammer, Walter Pöschl. Seit einem Jahr bereits hat die FSG mit mehr als 60 „Eckigen Tischen" - regionale Programmdiskussionen in allen steirischen Bezirken - ihre Wahlkampagne vorbereitet

Auch bei den Sozialdemokraten dominiert natürlich das Arbeitsplatzargument, dazu kommen noch die Absicherung sozialer Standards sowie die Bekämpfung der illegalen Beschäftigung - Themen, die Präsident Erich Schmid auch im Rahmen der Aktion „Arbeit für alle" immer wieder aktualisieren konnte: „Was wir jetzt brauchen, sind offensive Strategien zur Belebung der Wirtschaft. Der Staat ist aufgerufen, durch verstärkte Investitionen Beschäftigungsimpulse zu setzen. Entscheidungsreife Projekte sind nicht mehr länger auf die lange Bank zu schieben, sondern, wie zum Beispiel der Semmering-Basistunnel, der längst in Bau sein könnte, sofort in Angriff zu nehmen.

Aber auch darin wissen sich die Sozialdemokraten einer Meinung mit ihren Konkurrenten vom steirischen ÖAAB.

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