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Lahmer oder schlafender Tiger?

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Im Aufbau des politischen Gefüges Österreichs gibt es irp, Gnip; pierung, die nicht nur natA dem wäre, in steigendem Maße Verantwortung zu tragen, sondern der auch der Strukturwandel am stärksten entgegenkommt: Dies ist der „Hauptfeind“ der SPÖ, der österreichische Arbeiter- und Angestelltenbund. Der Bundestag in Innsbruck, der am vergangenen Wochenende abrollte, brachte den Arbeiter- nehmerbund der ÖVP wieder stärker in das Scheinwerferlicht deT Öffentlichkeit. Die wachsende Zahl der Unselbständigen und innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe wieder der Trend zu den höher qualifizierten Kräften eröffnet den „schwarzen Genossen“ beachtliche Zukunftschancen. Hier wäre die natürliche Heimstatt der in der letzten Zeit

Derzeit hat ei-aber den Anschein, als würde der ÖAAB seine Möglichkeiten bei weitem nicht ausschöpfen. Ob er ein lahmer oder ein schlafender Tiger ist, läßt sich nicht eindeutig konstatieren.

Tatsache ist, daß die Kritiker des ÖAAB vor allem vier Vorwürfe erheben, die nicht von der Hand zu weisen sind:

• Der ÖAAB ist in hohem Maße „verbeamtet“, das heißt nicht nur, daß der ÖAAB einen bedeutenden Teil seiner Anhänger unter den Beamten hat, sondern auch, daß die Beamten innerhalb des ÖAAB eine außerordentliche Machtposition einnehmen.

• Der ÖAAB hat auf dem Gebiet Kpnsumentenschutzes , bisher daß der Bundespartedöbmann der ÖVP, Dr. Klaus, im Frühjahr dieses Jahres einen Konsumentenrat durchsetzen mußte. Vorsitzender dieses Gremiums ist zwar der ÖAAB- Staatssekretär im Sozialministerium, Bürkle, doch erfuhr man über die bisherige Tätigkeit nicht viel.

Der ÖAAB gibt sich trotz des Strukturwandels mit den oft schon 1945 erhaltenen Positionen in der Partei zufrieden. Es ist dabei natürlich nicht von Vorteil, wenn sich ausgerechnet der Bundesobmann des ÖAAB, Dr. Maleta, in seiner Funktion als Nationalratspräsident gerne als überparteilich gibt.

Schließlich kommt der ÖAAB in der Betriebsgruppenbildung nur sehr langsam voran.

Ungewünschte Partner

Der letzte Punkt trifft allerdings den ÖAAB nur zum Teil. Da gibt es etwa in den Betrieben sehr häufig massiven Druck seitens sozialistischer Arbeitnehmer einerseits auf Kollegen, die eine ÖAAB-Gruppe aufziehen wollen, anderseits auf den jeweiligen Unternehmer, die Bildung einer solchen Gruppe zu verhindern. Nicht immer allerdings sind die Sozialisten schuld, wenn ein Unternehmer alle ÖVP-dntemen Hebel in Bewegung setzt, um den ÖAAB aus seinem Betrieb fernzuhalten. Natürlich verhandelt es sich mit einer (sozialistischen) Betriebsgruppe leichter als miit deren zwei, die sich womöglich gegenseitig hinauflizitieren könnten. So kommt es häufig zu einer Koalition des Betriebshinhabers mit den Sozialisten gegen den ÖAAB, wobei der eine finanziell, die anderen politisch profitieren.

Ein Handikap für die Arbeit des ÖAAB ist oft die Ehe mit der Fraktion christlicher Gewerkschafter, eine politische Lebensgemeinschaft, die nicht immer harmonisch verläuft. Hier erscheint als einzige Lösung die stärkere personelle Union, wie dies bei den öffentlich Bediensteten bereits der Fall ist, wo Bundesrat Dr. Gasperschdtz nach den Person alvertretungswahlen 1967 als erster Nichtsozialist den Vorsitz in einer der 16 Gewerkschaften des ÖGB übernahm.

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