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Echte Alternativen entwickeln

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Das Institut für Sozialpolitik und Sozialreform hat auf vielen Gebieten Pionierarbeit geleistet (die Idee des Wohnungseigentums ist das prominenteste Beispiel), auf vielen Gebieten gelang es jedoch nicht, die entwickelten Konzepte in die politische Realität umzusetzen. Ideen wie eine betriebliche Mitbeteiligung und Mitbestimmung, in anderen Ländern heftig diskutiert, stecken in Österreich in den Kinderschuhen. In entscheidenden Fragen fehlte die Provokation von Seiten der SPÖ, deren Phantasielosigkeit und ideelle Sterilität es der ÖVP in mancher Hinsicht zu leicht machte. Der Stil der SPÖ, zumindest der alten Führungsgarnitur — Kreisky wird es deir Volksparttei weniger leicht machen — rechtfertigte die alten, liebgewordenen Klischees, die man 1945 für den politischen Gegner geprägt und seither nicht verändert hatte.

„Die ÖVP ist in ihren Zukunftschancen vom ÖAAB abhängig, sie lebt von der Entwicklungsmöglichkeit des ÖAAB“, sagte unlängst Maleta. Man könnte weiter gehen und sagen: auch die Zukunft der SPÖ hängt von einem starken ÖAAB ab. Erst wenn der ÖAAB mehr ist als ein Sammelbecken für alles, was nicht sozialistisch ist, wenn er die alten Klischees vom politischen Gegner aufgibt, sein statisches Gesell-schaftsbild gegen ein dynamisches eintauscht und eigene Ideen au grundlegenden gesellschaftlichen Änderungen entwickelt, statt sich auf die alten, ewig gültigen Prinzipien zu berufen, wird er seine Attraktivität auch dann nicht einbüßen, wenn sich der österreichische Sozialismus vom Ballast der Vergangenheit befreit. Ein gewandelter Sozialismus — und die ÖVP, vor allem der ÖAAB, sollte eine solche Möglichkeit nicht von vornherein ausschließen — würde ■ seinerseits wieder den ÖAAB zu einem Mehr an politischen Initiativen und Konzepten zwingen, um den Wähler vor echte Alternativen zu stellen. Eine solche beidseitige Entwicklung auf eine echte Konkurrenz hin käme nicht nur den beiden großen politischen Kräften dieses Landes zugute, sondern der ganzen österreichischen Demokratie.

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