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Zwei Offenbach-Einakter

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Nach ersten, wenig bemerkten konzertanten Aufführungen einiger seiner Bühnenmusiken eröffnete Offenbach, damals als Cellovirtuose, aber nodi nidit als Komponist bekannt, im Juli 1855 in Paris ein kleines, „Bouffes Parisiens" benarmtes Theater und erzielte mit dem Einakter „Die beiden Blinden" einen großen Erfolg. Diese Aufführung kann als Geburtsstunde der Offenbach-Operette angesehen werden, die häufig gesellsdiaftskritische Elemente in sich trug.

Mit der Aufführung der „Beiden Blinden" und eines zweiten kleinen Einakters, „Urlaub nach dem Zapfenstreich", hat die Kammeroper ihr Offenbach-Repertoire erfreulidi erweitert. Die von Ihr benutzte Einrichtung rückt das ins Deutsdie von Kort Wittmann übertragene Libretto der „Beiden Blinden" ins wienerische Milieu; zwei angeblich blinde, in Wirklidikeit aber gut sehende Bettler schließen nadi kurzem Konkurrenzstreit eine Gaunerfreund-sdiaft und betteln nun gemeinsam und erfolgreidi.

„Urlaub nach dem Zapfenstreich", eine typische Vaudeville-Komödie, handelt von der durdi falsche Briefe, Verkleidungen und Personenverwechslungen erreidite Heirat eines jungen Paares, das in eigennütziger Weise auch zwei Verliebten älterer Jahrgänge zur Eheschließung verhilft. Was Offenbadi in diese harmlosen Libretti an Musik hineingelegt, ja versdiwendet hat, ist erstaunlich. Mit außerordentlidiem Bühnenverstand hat er die Figuren der Posaune blasenden und Gitarre spielenden Bettler Kümmelberger und Jeržabek aus der jeweiligen Situation heraus in Noten festgehalten, welche die beiden Konkurrenten glänzend charakterisieren. Aber eine noch größere Fundgrube an einfallsreicher Musik, weldie schwebende Leichtigkeit, Eleganz und Schmissigkeit, in ihren vornehmen Lyrismen der Arien und Ensembles aber audi Opernreife zeigt, einen reizenden Walzer, feine Instrumentierung und maßvoll abgerundete Form aufweist, stellt der „Urlaub nach dem Zapfenstreich" dar.

In der leider nicht erstrangigen Besetzung konnten die Sopranistin Margarete Luef und — in bescheidenerem Maß — ihre Kollegin Renate Czesla stimmlich besser abschneiden als die Herren ATnon und Regger. Dodi holten diese in der Darstellung auf. Als Bettlerpaar hatten Klaus Ofczarek und der mit tsdiechisdiem Spraditalent begabte Helmut Amon die Lädier auf ihrer Seite. Viel Ge-sdimack bewies Trude Lutz in ihren hübsdien Bühnenbildern und den von ihr entworfenen Kostümen, Peter Dörre hatte eine ganze Reihe guter Regieeinfälle. Indem man Heinz Sandauer die musikalische Leitung des ihm vertrauten Rundfunkorchesters übertragen hatte, war eine gute Lösung der Dirigenten-

besetzung gefunden. Für den zündenden Funken Offenbadisdier Musik war Sandauer der riditige Auslöser.

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